Anklage: Stadthaus-Investor sollte betrogen werden

Ein Betrugsmanöver könnte mit dafür verantwortlich sein, dass in das Angebot eines Investors, auf dem Platz des früheren Landesbehördenhauses ein neues Verwaltungsgebäude für die Stadt Bonn zu bauen noch keine Bewegung gekommen ist.

 Das frühere Landesbehördenhaus an der B9, gegenüber der Telekom-Zentrale, steht schon seit Jahren leer.

Das frühere Landesbehördenhaus an der B9, gegenüber der Telekom-Zentrale, steht schon seit Jahren leer.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Ein Betrugsmanöver könnte mit dafür verantwortlich sein, dass in das Angebot eines Investors, auf dem Platz des früheren Landesbehördenhauses ein neues Verwaltungsgebäude für die Stadt Bonn zu bauen ( der GA berichtete), noch keine Bewegung gekommen ist.

Der Bonner Unternehmer, der namentlich nicht genannt werden will, ist nach eigenen Angaben seit längerer Zeit mit dem für das Areal zuständigen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW in Verhandlungsgesprächen. Zu einem Ergebnis sei man indes noch nicht gekommen, sagte er.

Und berichtete, ein angeblich einflussreicher Kaufmann habe von ihm eine Million Euro gefordert, dann werde er sein eigenes, höheres Kaufangebot an den BLB für das einstige Landesbehördenhaus-Areal zurückziehen. Er habe den Mann angezeigt.

Wie ein Justizsprecher am Donnerstag bestätigte, wurde der Mann tatsächlich am 8. Juli festgenommen und in Untersuchungshaft genommen: Es handelt sich um einen 74-jährigen Kaufmann aus dem Baubereich, der seit Anfang der 1970er in Düsseldorf tätig war.

Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erhoben, und wie ein Bonner Gerichtssprecher auf Anfrage bestätigte, muss sich der 74-Jährige bereits nächste Woche vor dem Amtsgericht verantworten. Ihm wird versuchter Betrug und darüber hinaus auch unbefugte Titelführung vorgeworfen, da er sich zu Unrecht mit einem Doktortitel geschmückt haben soll.

Das hat ihm dem Pressesprecher zufolge bereits in der Vergangenheit neben Steuerhinterziehung eine Verurteilung eingebracht. Im Zusammenhang mit dem Betrugsskandal um den Bonner Bauunternehmer Berthold Kaaf soll auch der 74-Jährige seinerzeit zu sechs Jahren Haft verurteilt worden sein.

Der Anklage zufolge soll der 74-Jährige den potenziellen Stadthaus-Investor im September 2009 unter einem falschen Namen kontaktiert und sich als Vertreter einer finanzkräftigen Investorengruppe ausgegeben haben: Er habe dem BLB 15 Millionen Euro, und damit mehr als der Bonner Investor für das Grundstück geboten und sei nun an Preisabsprachen interessiert.

Tatsächlich ließ er laut Anklage über eine Bekannte beim BLB ein solches Angebot einreichen, was der BLB dem Bonner mitteilte. Schließlich suchte die Bekannte auf Geheiß des Angeklagten den Bonner Investor auf und bot ihm laut Anklage an: Die Investorengruppe verzichte auf den Kauf, wenn er eine Million für Provision und entstandene Unkosten zahle.

Die Frau, die mit einer Geldbuße davonkam, soll in dem Prozess als Zeugin aussagen. "Ich habe natürlich umgehend den BLB informiert", erklärt der Unternehmer. Mehr könne und dürfe er nicht sagen, da er selbst als Zeuge in dem Fall geladen sei.

Das ehemalige LandesbehördenhausBei dem Grundstück des einstigen Landesbehördenhauses handelt es sich um ein 50 000 Quadratmeter großes Areal.

Ein Bonner Unternehmer hat OB Jürgen Nimptsch angesichts der Diskussion um den Sanierungsstau im Bonner Stadthauses angeboten, auf diesem Areal ein neues "Technisches Rathaus" zu bauen oder den Gebäudebestand dort nach einer Entkernung für diesen Zweck herzurichten.

Fest steht bisher nach Angaben des Liegenschaftsbetriebs des Landes NRW nur, dass die Informatiker der Universität Bonn ab 2011 in dem neueren, rückwärtigen Teil des Areals untergebracht werden sollen, weil ihr bisheriges Domizil an der Römerstraße mit PCB belastet ist.

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