Ein Dachs treibt auf dem Friedhof sein Unwesen

"Es war schon ein wenig obskur", erinnert sich der Ippendorfer. "Meine Frau berichtete mir nach dem Spaziergang mit unserem Hund: Du, ich habe auf dem Poppelsdorfer Friedhof einen Schädelknochen gefunden."

 Der Dachs, Wildtier des Jahres 2010, hat sich auf dem Poppelsdorfer Friedhof unbeliebt gemacht.

Der Dachs, Wildtier des Jahres 2010, hat sich auf dem Poppelsdorfer Friedhof unbeliebt gemacht.

Foto: dpa

Poppelsdorf. "Es war schon ein wenig obskur", erinnert sich der Ippendorfer. "Meine Frau berichtete mir nach dem Spaziergang mit unserem Hund: Du, ich habe auf dem Poppelsdorfer Friedhof einen Schädelknochen gefunden."

Da beide Eheleute, die namentlich nicht genannt werden möchten, Ärzte sind, vermuteten sie nach dem ersten Schock, dass es sich nicht um die Knochenteile eines kürzlich verstorbenen Menschen handelt. "Trotzdem haben wir erst einmal die Polizei und die Friedhofsverwaltung verständigt."

Die kam schnell zu dem Schluss: Dort an diesem alten Grab am Stationsweg hatten keine menschlichen Grabschänder ihr Unwesen getrieben. "Es ist das Werk eines Dachses", sagte Monika Frömbgen vom städtischen Presseamt.

Sie bestätigte, dass es sich bei dem Knochenfund um einen menschlichen Unterkiefer handelt, den der Dachs beim Bau seiner weitläufigen unterirdischen Anlage mit der Erde zutage befördert hatte. Das Problem mit dem Dachs sei den städtischen Friedhofsgärtnern schon länger bekannt, gelöst werden konnte es bislang nicht. Nun soll ein von der Stadt beauftragter Jagdpächter her.

Reinhard Wolf, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Bonn, sieht einen Abschuss auch nicht als Problem an. Zumal Dachse noch bis Ende Oktober gejagt werden dürfen. "Problematisch ist eher, einen Dachs umzusiedeln." Denn dabei gerate er möglicherweise in das Revier eines anderen Dachses. "Oder er hat zunächst gar keinen eigenen Bau."

Dass wieder mal ein Dachs auf dem Poppelsdorfer Friedhof gesichtet wurde, wundert Wolf nicht: "Dort oben gibt es einige alte Dachsbauten." Die können bis zu 50 Meter lang werden. "Häufig teilen sich Dachs und Fuchs die Bauten." Genau das sei dem Dachs vor mehr als 30 Jahren zum Verhängnis geworden: "Wegen der Tollwut wurden Füchse vergast. Dabei kamen auch viele Dachse ums Leben."

Mittlerweile hat sich die Dachspopulation wieder gut erholt - was man auch an den Aktivitäten in Poppelsdorf sieht. Diese dürften jedoch bald ein Ende haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort