Drohende Schließung in Sankt Augustin Kinderklinik fühlt sich vom Land im Stich gelassen

Sankt Augustin · Der Klinikbetreiber Asklepios wirft NRW-Minister Laumann vor, die in Sankt Augustin drohende Schließung auszusitzen. Ein Gutachten soll im September Klarheit schaffen.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sehe einer Schließung der Kinderklinik in Sankt Augustin offensichtlich gelassen entgegen, meint der Asklepios-Konzern. Mit einer Pressemitteilung reagierte der Klinikbetreiber am Montag auf die Antwort des Ministers auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Horst Becker. Asklepios hatte die Schließung des Standorts aus wirtschaftlichen Gründen angedroht und Fördermittel beantragt.

Erst wenn ein Krankenhaus, das im Krankenhausplan stehe, schließe, prüfe das Ministerium, ob es für die Versorgung der Bevölkerung notwendig sei, hatte Minister Laumann auf die Anfrage geantwortet und acht Kliniken in Troisdorf, Bonn und Köln genannt, die die stationäre Versorgung der Kinder übernehmen könnten.

„Dass die Planungsbehörde die Bedarfsnotwendigkeit einer Klinik erst beurteilen will, nachdem sie geschlossen wurde, ist ein Schlag ins Gesicht aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderklinik Sankt Augustin und der besorgten Eltern, die seit Wochen mit Petitionen und anderen Ersuchen auf ein Signal der Unterstützung für die Klinik hoffen“, teilte Asklepios-Regionalgeschäftsführer Klaus Schmolling jetzt mit. Es sei seine Verantwortung, „mit Weitblick zu definieren, welches Krankenhaus versorgungsnotwendig ist oder nicht“. Zudem decke sich die Aussage des Ministers zur guten ambulanten Versorgung in der Region nicht mit der Wahrnehmung der niedergelassenen Kinderärzte im Kreis und den Erfahrungen aus der Notaufnahme in der Asklepios Klinik, so Schmolling.

Das NRW-Gesundheitsministerium hat für September ein Gutachten zur Klinikversorgung im Land angekündigt, das Grundlage für den neuen Krankenhausbedarfsplan sein soll. Auch das Interessenbekundungsverfahren für Mittel aus dem Krankenhausstrukturfonds läuft bis Ende September. Der Antrag auf einen Sicherstellungszuschlag, den Asklepios für einen Weiterbetrieb der Kinderklinik ohne Kinderherzzentrum gestellt hatte, wird zurzeit geprüft.

„Wir haben den Eindruck, dass das Land die Situation aussitzen will, die für uns – vor allem aber für die kleinen Patienten und unsere Mitarbeiter – ab Oktober bedrohlich wird, denn ab diesem Zeitpunkt verfügen wir über keinen herzchirurgischen Operateur mehr“, so Schmolling. Er dankte für die breite Unterstützung zum Erhalt der Klinik durch Eltern, Fördervereine, niedergelassene Ärzte und den Rhein-Sieg-Kreis. Die Klinik komme der Verantwortung für die Versorgung nach. „Wir investieren weiter in die verbleibenden Bereiche und stellen uns auf die Zeit ein, in der wir keine Herzoperationen mehr durchführen können werden“, so der Regionalgeschäftsführer.

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