Mitarbeiter von Nachricht überrascht Asklepios Konzern will Augustiner Kinderklinik schließen

Sankt Augustin · Die Kinderklinik in Sankt Augustin soll geschlossen werden. Der Asklepios-Konzern fordert Geld vom Land für die Abwicklung. Hintergrund ist der Weggang von Ärzten und Pflegepersonal nach Bonn.

Der Asklepios-Konzern will die Kinderklinik in Sankt Augustin schließen und hat dafür bereits Fördermittel beim Land NRW beantragt. Wie Asklepios am Dienstag in einer Pressemitteilung bekannt gab, sollen für den Fall, dass die Finanzmittel zur vollständigen Schließung des Klinikstandorts nicht bewilligt werden, hilfsweise Fördermittel zur Schließung der Kinderherzchirurgie und Kinderkardiologie beantragt werden. Damit verbunden ist auch der Antrag für einen Zuschlag, um den verbleibenden Krankenhausbetrieb sicherzustellen.

Wie berichtet, hatte Asklepios eine Schließung bereits angedroht, nachdem bekannt geworden war, dass zwei Chefärzte des Kinderherzzentrums ins Eltern-Kind-Zentrum der Bonner Unikliniken wechseln. Uwe Jansen, Geschäftsführer der Asklepios Klinik Sankt Augustin, nennt in der Pressemitteilung neue Zahlen, wonach weitere sieben Ärzte der Kardiologie und Herzchirurgie sowie der ärztliche Direktor Ehrenfried Schindler künftig in Bonn arbeiten. Mit Verweis auf das laufende Auswahlverfahren bestätigen die Unikliniken einen Wechsel Schindlers bisher nicht.

„Wir haben uns intensiv mit der Frage beschäftigt, wie wir mit der Situation umgehen und welche Alternativen und Perspektiven uns bleiben“, so Jansen. Eine neue medizinische Ausrichtung, die im Zukunftsworkshop mit allen leitenden Ärzten besprochen wurde, biete keine Möglichkeit, „den Einbruch von gut 45 Prozent unserer stationären Erlöse zu kompensieren, den der Wegfall des Kinderherzzentrums ausmacht“. Aus eigener Kraft werde die Klinik somit nicht mehr überleben können, so Jansen.

Klinik hat Akteneinsicht beantragt

Die Klinikleitung hat deshalb zum 1. Oktober 2019 Fördermittel zur Schließung des gesamten Krankenhausbetriebs in Sankt Augustin gemäß der Krankenhausstrukturfonds-Verordnung beantragt, alternativ Fördermittel zur dauerhaften Schließung von zwei organisatorisch eigenständig geführten Krankenhausfachabteilungen (Kinderherzchirurgie sowie Kinderkardiologie) und den Sicherstellungszuschlag. Es geht dabei laut Asklepios-Pressesprecher Rune Hoffmann um „deutlich zweistellige Millionenbeträge“. Die Fördergeldsumme beinhaltet unter anderem Kosten für die Abwicklung des Geschäftsbetriebs und Rückzahlungen von Fördermitteln.

Asklepios hat außerdem Akteneinsicht beim Land beantragt, um „krankenhausplanerische Fehler“ aufzudecken. Wie berichtet, wirft der Konzern dem Land vor, die Unikliniken und ihr Kinderherzzentrum einseitig zu fördern.

Die Zukunft der Kinderklinik beschäftigte am Montagabend auch den Kreisausschuss. Als „blanken Populismus“ bezeichnete Torsten Bieber (CDU) den Antrag der Linken, über eine Rekommunalisierung des Kinderkrankenhauses in Sankt Augustin nachzudenken. Nicht die Sorge um die medizinische Versorgung im Kreis treibe die Linken, sondern „sich zu profilieren“. „Quatsch“, meinte Michael Lehmann (Linke). Es gehe ihm darum, die Politik ans Ruder zu bekommen, damit sich die Bedingungen in der Kinderklinik änderten. Die Asklepios-Leitung habe den hervorragenden Ruf des Sankt Augustiner Hauses zerstört, „nur weil die Knete machen wollten“, so Lehmann. Bekannt sei die „gnadenlose Renditetreiberei sowie der Druck und die Angst, die in den Stationen herrscht“. Daher sein Antrag, die Kreisverwaltung solle Vorschläge für eine kommunale Übernahme des Kinderkrankenhauses vorlegen. Wenigstens sollte man doch forcieren, das Sankt Augustiner Krankenhaus an die Uniklinik anzubinden.

Mitarbeiter wurden von der Nachricht überrascht

Kritik an dem Antrag kam auch von den Grünen. Ingo Steiner warnte davor, „eine Welle loszutreten, die mit den persönlichen Ängsten von Eltern und den Beschäftigten der Klinik spielt“. Landrat Sebastian Schuster (CDU) sagte, er habe bereits eine externe juristische Prüfung in Auftrag gegeben, um zu klären, was mit Geldern geschieht, die der Kreis jährlich von der Klinik bekommt. Als Asklepios die Klinik kaufte, musste sie auch einen Vertrag übernehmen, den der Kreis mit den Johannitern geschlossen hatte. Es kam zum Rechtsstreit. Schließlich einigte man sich gütlich. Asklepios zahlt dem Kreis seitdem jährlich 115.000 Euro – insgesamt 60 Jahre lang, so dass am Ende eine Zahlung von rund neun Millionen Euro steht.

Schuster betonte, dass es sich bei der Asklepios Klinik um ein „privatwirtschaftliches Unternehmen“ handele, das selbstständig entscheiden könne, ob es das Haus weiter fortführe oder nicht. Der Kreis habe keine Verpflichtung, die Klinik zu erhalten. Der allgemeinen Gesundheitsfürsorge sei damit Genüge getan, dass es etwa Kinderherzchirurgien in Köln und Bonn gebe. Würde die gesamte Klinik geschlossen und damit die Versorgung mit Kinderärzten nachhaltig gemindert, müsste der Kreis die Ansiedlung von weiteren Kinderarztpraxen forcieren, hieß es aus dem Kreishaus.

Die Mitarbeiter wurden am Dienstag von der Nachricht überrascht, dass die Asklepios Klinik ganz geschlossen werden soll. Die Verunsicherung war nach GA-Informationen groß. Ein Signal kommt bereits von den Bonner Unikliniken. „In einem großen Betrieb gibt es im Bereich der Pflege immer Bedarf“, sagte der ärztliche Direktor Professor Wolfgang Holzgreve. Das gelte auch für andere Bonner Häuser. „Wenn die Asklepios Klinik tatsächlich zumachen sollte, muss sich keiner der Angestellten Sorgen machen, einen Job zu finden“, sagte Holzgreve dem GA.

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