Eltern sind verunsichert Chefärzte verlassen Kinderklinik in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Chefarzt und Direktor Boulos Asfour sowie Chefarzt Martin Schneider verlassen die Asklepios Kinderklinik und das Deutsche Kinderherzzentrum (DKHZ) in Sankt Augustin. Die beiden in ihren Fachgebieten hoch renommierten Mediziner haben gekündigt.

Das Deutsche Kinderherzzentrum (DKHZ) Sankt Augustin verliert zwei bedeutende Mediziner. Der Chefarzt und Direktor Boulos Asfour sowie Chefarzt Martin Schneider verlassen die Asklepios Kinderklinik. Beide hätten Ende des vergangenen Monats ihre Kündigung eingereicht, bestätigte Asklepios-Konzernsprecher Rune Hoffmann am Montag auf GA-Anfrage. Sie würden die Klinik frühestens im September verlassen. Zudem hätten parallel neun Pflegekräfte der Kinderherzchirurgie gekündigt.

Laut Hoffmann wird Asfour einem Angebot des Universitätsklinikums Bonn (UKB) folgen. Der Kinderherzspezialist kam 2002 an die Asklepios Kinderklinik, seit 2006 leitet er das Deutsche Kinderherzzentrum Sankt Augustin. Er zählt zu den Spezialisten für die Behandlung des Hypoplastischen Linksherzsyndroms. Martin Schneider ist seit 2003 Chefarzt der Kinderkardiologie am Kinderherzzentrum. Das DKHZ gehört nach eigenen Angaben zu den leistungsstärksten in Deutschland und Europa mit internationalem Renommee.

„Für das Deutsche Kinderherzzentrum und die Kinderklinik Sankt Augustin ist der Weggang von Professor Asfour und Professor Schneider ein schwerer Schlag“, so der Konzernsprecher. Dieser treffe die Klinik umso härter, da sie seit Jahren erfolglos mit dem Land um Fördergelder für die Sanierung streite. Gleichzeitig baue das Land für rund 350 Millionen Euro unter anderem ein neues Herzzentrum und ein Eltern-Kind-Zentrum an der Uniklinik Bonn auf.

Gesundheitsministerium soll prüfen

„Wir empfinden es als Affront des Landes und einen erheblichen Eingriff in den Wettbewerb, wenn bestehende und bundesweit anerkannte Strukturen mit öffentlichen Mitteln zerschlagen und das dazugehörige Personal mit eben solchen Mitteln abgeworben werden“, teilte Hoffmann weiter mit.

Was diese Entwicklung schlussendlich für die Kinderklinik bedeute, dazu könne Asklepios zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Der Konzern habe das Gesundheitsministerium gebeten zu prüfen, „inwieweit es bei der räumlichen Nähe beider Häuser zueinander aus ihrer Sicht Sinn macht, zwei konkurrierende Herzzentren zu betreiben“. Ein Antwort von der Behörde dazu stehe noch aus.

Nachfolger gibt es für die beiden Chefärzte in Sankt Augustin noch nicht. Erste Bemühungen hätten bereits gezeigt, dass es schwierig werde, adäquaten Ersatz für die beiden Professoren sowie die anderen Kollegen zu finden, so Hoffmann. Der Konzern habe nun gemeinsam mit allen leitenden Ärzten der Klinik eine Projektgruppe „Zukunft der Kinderklinik Sankt Augustin“ ins Leben gerufen. „Innerhalb dieses Projekts stellen wir die gesamte Struktur der Klinik auf den Prüfstand. Wir hoffen, so ein tragfähiges Konzept für Sankt Augustin zu finden, welches die Zukunft der Klinik sichert“, ergänzte der Sprecher. Das werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Strukturelle Veränderungen hatte es bereits vor zwei Jahren an der Kinderklinik gegeben. Damals schloss Asklepios die Geburtshilfestation.

Laut Hoffmann ist die Versorgung der Kinder in der Klinik und vor allem auch am Deutschen Kinderherzzentrum unterdessen aber uneingeschränkt gesichert. Eltern von herzkranken Kindern, die in Sankt Augustin behandelt werden, sind dennoch verunsichert „Wir sitzen alle auf heißen Kohlen, weil wir alle nicht wissen, wo wir mit unseren Kindern hin sollen“, sagte ein Vater dem GA.

Das Universitätsklinikum Bonn wollte am Montag auf Anfrage noch nichts zu dem Wechsel von Boulos Asfour sagen. Der Ärztliche Direktor und Vorstandvorsitzende am Universitätsklinikum Bonn, Wolfgang Holzgreve, werde sich dazu in Kürze umfassend äußern, hieß es von der Pressestelle des UKB.

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