Kinderherzzentrum in Sankt Augustin Kinderklinik in Sankt Augustin bangt um Zukunft

Sankt Augustin · Der Geschäftsführer und der ärztliche Direktor der Asklepios-Klinik kritisieren Landesregierung und Universitätsklinikum Bonn. Das NRW-Gesundheitsministerium hält zwei Kinderherzzentren in direkter Nähe nicht für sinnvoll.

Die Sankt Augustiner Asklepios Kinderklinik sieht sich durch den Verlust zweier bedeutender Herzmediziner in ihrer gesamten Existenz bedroht. Wie berichtet, verlassen Chefarzt und Direktor Boulos Asfour und Chefarzt Martin Schneider im Herbst das Deutsche Kinderherzzentrum in Sankt Augustin. Sie folgen dem Ruf des Universitätsklinikums Bonn, wo sie ab Oktober im neuen Eltern-Kind-Zentrum arbeiten werden. Am Dienstag haben sich erstmals der Sankt Augustiner Klinikgeschäftsführer Uwe Jansen und der ärztliche Direktor Ehrenfried Schindler öffentlich geäußert und Uniklinik und NRW-Landesregierung erneut scharf kritisiert.

„Die vom Land mit großzügigen 350 Millionen Euro Steuermitteln finanzierte Universitätsklinik Bonn baut seit Jahren Parallelstrukturen zum bundesweit hoch angesehenen medizinischen Leistungsangebot der Asklepios Kinderklinik auf und wirbt jetzt sogar in großem Stil unsere Chefärzte und unsere Pflegekräfte ab“, sagt Geschäftsführer Uwe Jansen.

Der Weggang zweier bedeutender Herzspezialisten sei in Sankt Augustin nicht zu kompensieren, ergänzt Ehrenfried Schindler: „Für die Kinderklinik als Exzellenzstandort und den Erhalt der Arbeitsplätze stellt diese Entwicklung eine ernste Bedrohung dar.“ In Zahlen gingen der Klinik damit mehr als 45 Prozent ihrer stationären Erlöse verloren – das bedrohe die Existenz der gesamten Klinik mit ihren Fachabteilungen.

„Wir fordern die Landesregierung nachdrücklich auf, der Leitung der Uniklinik das Abwerben unseres Personals zu untersagen und uns bei der Restrukturierung des Hauses zu unterstützen“, fordert Jansen. Auf einen Appell an das Gesundheitsministerium habe es bisher keine Rückmeldung gegeben.

Mehrere Konzepte zur Verbesserung vorgelegt

Das NRW-Gesundheitsministerium erklärte auf GA-Anfrage, dass aus seiner Sicht zwei Kinderherzzentren in räumlicher Nähe wie Sankt Augustin und Bonn nicht sinnvoll seien. Die Schuld an diesem Umstand weist es aber von sich: „Die Entscheidung der vorherigen Landesregierung über die Investitionen in Bonn war die Grundlage dafür, dass sich die Gesundheitsversorgung der Region verändert hat und sich nun zwei Herzzentren in direkter Nähe befinden“, teilte Sprecherin Miriam Skroblies mit.

Vor einer derartigen Investition hätte es eine Bedarfsplanung geben müssen, das entsprechende Verfahren sei damals nicht erfolgt. Das nun laufende Verfahren zur Ausweisung von Herzzentren wird voraussichtlich im Herbst abgeschlossen.

„In Summe müssen wir von einer extremen Ungleichbehandlung und einer deutlichen Schlechterstellung unserer Klinik durch das Land sprechen“, klagt der Geschäftsführer der Kinderklinik, die vor zwei Jahren ihre Geburtshilfe geschlossen hatte. Sein Haus werde seit Jahren nur unzureichend mit dringend benötigten Fördermitteln ausgestattet, um den erheblichen baulichen Sanierungsstau zu beheben. Die Bausubstanz und räumliche Struktur der Klinik sei nicht mehr zeitgemäß.

Asklepios habe mehrere Konzepte zur Verbesserung der angespannten Situation vorgelegt – von der Komplettsanierung des Altbaus bis hin zu einem Neubau. Und sei bereit, über die Übernahme der Defizite, die die Klinik jährlich erwirtschafte, hinaus in großem Maße Eigenmittel zur Finanzierung bereitzustellen. Allerdings seien die benötigten öffentlichen Fördermittel zur Kofinanzierung weder zugesagt noch in Aussicht gestellt worden.

Laut Gesundheitsministerium erhält die Klinik als Plankrankenhaus jährlich pauschale Fördermittel zur Deckung der Investitionskosten. „Es gibt keinen Streit zwischen dem Land und Asklepios“, so Sprecherin Miriam Skroblies. Die Kinderklinik werde im Rahmen der Krankenhausplanung und Finanzierung genauso behandelt wie alle anderen Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen.

Um die Zukunft der Klinik zu sichern, hat Asklepios, wie berichtet, mit allen leitenden Ärzten die Projektgruppe „Zukunft der Kinderklinik Sankt Augustin“ ins Leben gerufen. Dabei steht die gesamte Struktur der Klink auf dem Prüfstand, mit dem Ziel, ihre Zukunft mit einem tragfähigen Konzept zu sichern. „Dies mit Hochdruck zu entwickeln, hat bei uns Priorität“, sagt Geschäftsführer Jansen.

Unter anderem sollen dabei auch Möglichkeiten einer strategischen Weiterentwicklung der anderen Abteilungen aus eigener Kraft oder auch im Schulterschluss mit der Uniklinik Bonn untersucht werden. Zudem laufen Gespräche mit den Klinikmitarbeitern und Eltern betroffener Kinder.

Mit kritischen Fragen zur Zukunft der Kinderklinik hat sich die Sankt Augustiner SPD an Asklepios gewandt. Unter anderem geht es dabei etwa um die Rolle des Standorts als medizinisches Versorgungszentrum.

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