Prinz und Prinzessin fuhren im Salonwagen

Technischer Fortschritt und ein Hauch von Luxus: Leserbeiträge zur hundertjährigen Geschichte der Bahnstrecke Bonn-Wesseling-Köln

Zwei Generationen:  Eine Bahn aus den Anfängen (rechts) und ein schnellerer Triebwagen moderner Bauart (links) begegnen sich auf dem Wesselinger Bahnhof.

Zwei Generationen: Eine Bahn aus den Anfängen (rechts) und ein schnellerer Triebwagen moderner Bauart (links) begegnen sich auf dem Wesselinger Bahnhof.

Foto: GA

Rhein-Sieg-Kreis. (agi) Sie sind Ur-Rheinländer und kennen viele Begebenheiten der Heimatgeschichte noch aus eigener Anschauung, sie sind Hobbyeisenbahner oder einfach historisch Interessierte: Einige Leser reagierten mit ergänzenden Informationen auf unseren Jubiläumsbericht über die Rheinuferbahn zwischen Bonn und Köln, die am 11. Januar 1906 als erste mit hochgespanntem Gleichstrom arbeitende elektrische Schnellbahn auf Jungfernfahrt ging.

Fakten- und Detailwissen, das wir unseren übrigen Lesern nicht vorenthalten wollen. So berichten uns Herbert Simons und Karl-Heinz Wipperfürth aus Bonn, Holger Reineccius aus Swisttal-Morenhoven und Werner Ludwig aus Meckenheim, dass es auf der Strecke der früheren Köln-Bonner Eisenbahnen (KBE) nie gleichzeitig Straßenbahn- und KBE-Betrieb gab. Das sei höchstens auf Kölner Stadtgebiet vorgekommen.

Unser Foto zeigt Bahnen zweier Generationen, die auf der Strecke Bonn-Wesseling-Köln verkehrten: einen Zug aus den Anfangsjahren der Rheinuferbahn und einen wesentlich moderneren Triebwagen. Laut Karl-Heinz Wipperfürth stammt der neuere Zug aus den 50er Jahren. "Die Schnellzüge hielten nicht an allen Bahnhöfen und hatten dadurch kürzere Fahrzeiten, überholten die Personenzüge im Bahnhof Wesseling", schreibt er.

Diese schnelle Städteverbindung sei nach verheerenden Fahrzeugbränden eingestellt worden. In den 30er Jahren wurde die Oberleitungsspannung von 990 Volt auf 1 200 Volt erhöht, was die größere Leistung ermöglichte. In den 50er Jahren erlaubten durchgehend verschweisste Gleise dann Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 110 Stundenkilometern. Legendär war der "Silberpfeil" aus Aluminium, der Triebwagen ET 201, der von den 60er Jahren an auf der Strecke fuhr.

Er gilt alt Urvater der modernen Aluminiumzüge, zu denen auch die heutigen ICE-Züge gehören. Die schnelle Bahnverbindung hatte Anteil am Erfolg der Rheinuferbahn. Wirtschaftliche Rückschläge erlitt sie durch mehrere Brände in den 70er Jahren. Allein bei einem Großbrand im Bahnbetriebswerk Wesseling im August 1975 wurden neun Wagen völlig zerstört. Schlagzeilen machte auch ein Unfall am 8. Juni 1965: Kinder hatten Steine auf die Schienen gelegt und damit einen Zug am Bahnhof Bonn-West zum Entgleisen gebracht.

Das Unglück forderte 13 Leichtverletzte. Und es gab sogar einen Hauch von Luxus bei der Rheinuferbahn, wie Karl-Heinz Wipperfürth berichtet: einen Salonwagen, der gern und oft von den in Bonn residierenden Fürstlichkeiten, wie dem Kronprinzen, der Prinzessin Viktoria von Schaumburg-Lippe oder dem Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe, benutzt wurde. Später wurde der umgebaute Wagen in den normalen Zügen eingesetzt.

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