GA-Serie "Rheinische Redensarten" Kaschakischekickekaku

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Kann ich das Kindchen gucken kommen können?

Kann ich das Kindchen gucken kommen können?

Foto: GA-Grafik

Der Rheinländer ist von Natur aus vielleicht nicht gerade faul, aber er neigt doch zur Abkürzung. Denn das Leben ist kurz und die Kunst ist lang, und irgendwie muss es ja „immer wigger jonn“, also: immer weiter gehen. Folglich ist unsere heutige Rheinische Redewendung streng genommen nur ein einziges Wort. Das allerdings kann einen ganzen Satz ersetzen.

Es lautet – Trommelwirbel: „Kaschakischekickekaku?“ Hier braucht der Außenstehende wirklich mal fundierte Hilfe vom Eingeweihten. Ein Arbeitskollege, der seinen Lebensmittelpunkt im Einzugsbereich der Ahr hat, kam mit diesem Ausdruck auf uns zu. Er weiß aus eigenem Erleben, dass das Wort zwar selten, aber immer noch regelmäßig angewandt wird, wenn es sich anbietet. Die wörtliche Übersetzung im Hochdeutschen wäre etwa: „Kann ich das Kindchen gucken kommen können?“ Es stammt also aus dem Trendthemensektor „Schwangerschaft, Geburt und kleine Kinder“.

Als hochdeutsche Langfassung bietet unser Mundartsprecher an: „Herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihres Kindes. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich bei Gelegenheit vorbei komme, um das Neugeborne in Augenschein zu nehmen?“ Wenn man ehrlich ist, klingt das sogar etwas vornehmer als die mundartliche Kurzfassung, aber in Sachen Sprachökonomie ist die Ein-Wort-Mundart-Version absolut unschlagbar.

Es gibt sogar noch eine ausschweifende Variante des Satzes, und er findet immer dann Anwendung, wenn die jungen Eltern plötzlich kein anderes Thema mehr haben als „die lieben Kleinen“.

Dann kann es vorkommen, dass die inzwischen ein bisschen genervten Onkel oder Tante sagen: „Kaschakischekackekickekaku?“ Das Übersetzungsangebot lautet: „Wenn Du unbedingt willst, dann tue ich Dir den Gefallen und bewundere den kleinen Topfsitzer bei meinem nächsten Besuch.“ Das sind klare Worte und umso eindringlicher, als sie diese schöne Rheinische Eigenart der virtuosen Sprachmusikalität haben. Richtig ausgesprochen, entsteht ein swingender Rhythmus mit einer offensiven, klingenden Vokalmelodie. Eben ganz typisch Rheinisch.

Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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