Demografie Ländlicher Raum überaltert schneller als Städte

Bad Neuenahr · Sozialminister Alexander Schweitzer sprach in Bad Neuenahr über den Bevölkerungsrückgang und die Herausforderungen, die sich daraus für Rheinland-Pfalz ergeben.

 Demografieminister Alexander Schweitzer (SPD) referierte in der Kreisstadt über die Herausforderungen der künftigen Generationen.

Demografieminister Alexander Schweitzer (SPD) referierte in der Kreisstadt über die Herausforderungen der künftigen Generationen.

Foto: Gausmann

Auch wenn Rheinland-Pfalz hinsichtlich der Bevölkerungszahl nach den nun vorliegenden Zensusergebnissen weniger geschrumpft ist als andere Bundesländer, was im Übrigen höhere Zahlungen aus dem Länderfinanzausgleich zur Folge hat, so geht das Thema Demografie dennoch nicht am 3,9 Millionen Einwohner zählenden Land vorbei.

Auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Petra Elsner und der örtlichen SPD war Sozial-, Gesundheits- und Demografieminister Alexander Schweitzer nach Bad Neuenahr-Ahrweiler gekommen, um an der Ahr über die Auswirkungen des Umstandes zu referieren, dass es immer mehr alte Menschen und immer weniger Beitragszahler in die Sozialversicherungskassen geben wird. Lösungen, wie sich die Gesellschaft aus dem Dilemma befreien kann, konnte der Landesminister freilich nicht präsentieren.

Dabei kommt das Problem nicht gerade aus dem Nichts auf Bund und Länder zu. Bereits in den 80er Jahren wurde über die künftige "auf dem Kopf stehende Alterspyramide" diskutiert, ohne jedwede Konsequenz, sei es eine Umstrukturierung der Sozialversicherungen oder eine veränderte Baupolitik, zu ziehen.

Dass der Bevölkerungsrückgang auf allen Ebenen dramatische Folgen haben wird, daran ließ auch Schweitzer keinen Zweifel. Facharbeitermangel, unbesetzte Ausbildungsplätze, fehlende Ärzte im ländlichen Raum, leerstehende Häuser in den Dörfern: Schon jetzt, so Schweitzer, gebe es problematische Szenarien.

Dabei verteilt sich dieser Bevölkerungsrückgang ganz unterschiedlich auf die verschiedenen Regionen. Am wenigsten betroffen sein werden nach Einschätzung von Experten die Landkreise in unmittelbarer Nachbarschaft der größeren Städte, also die Landkreise, die an die Städte Mainz, Ludwigshafen, Koblenz, Kaiserslautern, Trier oder an das nordrhein-westfälische Bonn grenzen. Am schlimmsten betroffen sein wird aller Voraussicht nach die Südwestpfalz, insbesondere die Städte Zweibrücken und Pirmasens.

"Wir leisten uns immer noch den gesellschaftspolitischen Skandal, nicht alle Menschen mitzunehmen. Viele bleiben auf der Strecke", sagte Schweitzer, ohne allerdings zu erklären, warum Teile der Gesellschaft "auf der Strecke bleiben". Jeder habe eine "zweite oder dritte Chance verdient", meinte der Minister.

Eine Herausforderung für die Bildungs- und Ausbildungspolitik. Erst kürzlich hatte die Handwerkskammer immerhin mitgeteilt, dass jeder zweite Schulabgänger eines Jahrganges nicht ausbildungsfähig ist. Auch wünschte sich der Minister "eine Gleichwertigkeit von Lebensverhältnissen im ländlichen Raum und in den Städten". Ein Ziel: Jede Gemeinde solle ein Wohnprojekt für Senioren anbieten, um sie auch im Alter im vertrauten Umfeld leben lassen zu können, obwohl es dort eher zu einem Abbau von Infrastruktur kommen wird.

Weiteres Problem: Wie künftig die Wenigen den Bedarf der Vielen bezahlen sollen, wusste auch der Minister nicht.

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