So gesehen Versäumnisse der Politik

Patentrezepte muss man von einem Demografie-Minister nicht erwarten können, wenn dieser sich statistisch und theoretisch mit der Entwicklung von Bevölkerung und deren Struktur befasst. Insbesondere dann nicht, wenn die Situation so verfahren ist, wie im kinderarmen und rentnerstarken Deutschland.

Die bloße Aufzählung der düsteren Szenarien für die nahe und die fernere Zukunft reicht aber nicht aus. Ein paar Lösungsvorschläge hätte man erwarten dürfen. Immerhin ist das Demografieproblem seit mehr als 30 Jahren bekannt. Man wusste bereits in den 80er Jahren, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stark abnehmen und die Zahl der Rentner dramatisch zunehmen würde. Vom Generationenvertrag hat die Politik aber stets fein die Finger gelassen.

Altersarmut und infolge von Flucht in die Stadt leer gefegte Dörfer: In einzelnen Regionen schon mehr Gegenwart denn Zukunft. Wie soll es im ländlichen Raum weiter gehen? Wer wird da noch wohnen wollen ohne Schulen und Einkaufsmöglichkeit? Von Kulturangebot ganz zu schweigen. Mit der Einrichtung von Senioren-Wohngemeinschaften - wie vom Minister beispielhaft vorgeschlagen - wird es nicht getan sein.

Die Höhe der Mieten in den wenigen Zuzugsstädten kann Politik nicht beeinflussen. Das regelt der Markt. Wer künftig als älterer Mensch in einer Stadt mit guter Infrastruktur leben will, der muss viel Geld haben. Wer notgedrungen auf dem Land bleiben muss, hat dort in Zukunft die Einöde zum Nachbarn.

Klar, dass auch eine "neue Willkommenskultur" hinsichtlich der Zuwanderer angemahnt wird. Schließlich werden nicht nur Handwerksbetriebe oder Krankenhäuser bald mit der Bimmel in der Hand auf den Marktplätzen stehen und nach Fachpersonal schreien müssen.

Ein Teilnehmer der Demografiediskussion brachte es schließlich auf den Punkt: "Ich sehe schwarz für die Zukunft."

Damit dürfte er nicht falsch liegen. Die Politik hat schlichtweg vergessen - oder sich nicht getraut - frühzeitig die Weichen zu stellen.

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