Sportler stehen vor verschlossenen Türen

Der Qualitätspakt mindert die Qualität - Kein Pförtner mehr, die Anlage auf dem Venusberg bleibt samstags dicht

Sportler stehen vor verschlossenen Türen
Foto: Fischer

Bonn. Das Problem kam nicht aus heiterem Himmel: Rund 300 Sportbegeisterte stehen seit einigen Wochen regelmäßig samstags an den Anlagen auf dem Venusberg vor verschlossenen Türen. Grund: Am Sportinstitut wurde nach der Pensionierung eines Pförtners im Oktober dessen Stelle nicht mehr neu besetzt. Jetzt geht ein Aufschrei durch die Universität.

Die angekündigten Kurse in Circuit-Training, Karate, Klassischem Tanz und Iaido, dazu feste Gruppen Basketball und Boxen können nicht mehr stattfinden. Das Bonner Studierendenparlament fordert in einer Resolution die sofortige Wiederbesetzung der Stelle. Doch das ist laut Aussage von Rektor Klaus Borchard "endgültig nicht möglich". Denn die Stelle gehört zu den 158, die von der Uni Bonn im Rahmen des so genannten "Qualitätspakts" abgebaut werden müssen.

Während etwa die Uni Bochum freiwillig ganze Studiengänge einstellt, hat Bonn beschlossen, weiterhin auf die "Vielfalt der Fächer" zu setzen, wie Rektor Klaus Borchard betonte. Und das bedeutet nun einmal, dass die Einsparungen "im wesentlichen durch Verdünnungen" erbracht werden müssen. "Engpässe" waren da einkalkuliert. Sie werden jetzt Stück für Stück Wirklichkeit, da in den nächsten zehn Jahren frei werdende Stellen teils nicht neu besetzt werden.

Das Sportinstitut ist besonders betroffen, da seine Studiengänge bis 2008 auslaufen. Die Personalstellen tragen deshalb den Vermerk "k.w." - künftig wegfallend. Nun zeigt sich, dass der Hochschulsport, eine Gemeinschaftsaufgabe für die gesamte Universität, darunter zu leiden hat. Im Sportprogramm für das laufende Semester wird bereits auf die drohenden Personaleinbußen und Einschränkungen in Folge des Qualitätspakts hingewiesen.

Und bei den Samstags-Öffnungszeiten ist angemerkt "evtl. Änderung beachten!". Denn der Hochschulbeauftragte Richard Jansen sah die Probleme auf sich zukommen, nachdem der Pförtner zum 1. Oktober frühpensioniert wurde: "Wir müssen samstags dicht machen, um das Angebot in der Woche - vor allem die kostenpflichtigen Kurse - aufrecht erhalten zu können."

Laut Jansen ist aber selbst dafür die Personaldecke zu dünn. Für ihn bedeutet dies ein tägliches Krisenmanagement, um die Öffnungszeiten der Sportanlagen wochentags von 7.30 bis 21.30 Uhr zu gewährleisten. Lücken stopft er mit studentischen Hilfskräften. Dennoch mussten in letzter Zeit Sportveranstaltungen ausfallen, für die die Studierenden Kursgebühren bezahlt hatten. Jansen meint: "Wir fühlen uns mit dem Problem allein gelassen."

Insgesamt rund 5 500 Studierende und Bedienstete nutzen wöchentlich das Angebot des Bonner Hochschulsports auf über 100 000 Quadratmetern Gelände. Laut Uni-Sprecher Andreas Archut ist sich die Universität der Bedeutung dieses Angebots - zu dem sie gesetzlich verpflichtet ist - bewusst. Nicht umsonst gehört der Hochschulsport ja auch zu den Kriterien bei Rankings.

Die Hochschulleitung will daher nun in einer Organisationsuntersuchung prüfen, ob das bisherige Sportangebot aus den vorhandenen Ressourcen zu bewerkstelligen ist. Ansonsten sollen im Lauf des nächsten Jahres andere Lösungen gefunden werden - beispielsweise, dass vielleicht eine Fremdfirma mit Aufsicht und Schlüsseldienst der Sportanlagen beauftragt werden könnte.

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