Neue Erkenntnisse zum "Grünen Star"

Durchblutungsstörungen verursachen offenbar die Schäden am Sehnerv

Bonn. Der "Grüne Star" gilt als heimlicher Dieb des Sehens. "Wenn der Betroffene es merkt, ist es oft schon zu spät", sagt Ulrich Karl Fries, Chefarzt für Augenheilkunde am Bonner Johanniter-Krankenhaus. Der Grüne Star - wissenschaftlich Glaukom genannt - gilt als zweithäufigste Erblindungsursache auf der Welt. Allein in Deutschland sind rund eine Million Menschen davon betroffen.

"Dabei kann man heute die Erkrankung fast immer zum Stillstand bringen", betont Fries. Inzwischen sind die Ursachen dieser heimtückischen Augenerkrankung besser erforscht. "Der jahrelang vermutete Schadensmechanismus, dass bei einem erhöhten Augeninnendruck der Sehnerv gequetscht wird, gilt so nicht mehr", berichtet der Bonner Chefarzt.

Nach neuesten Erkenntnissen seien vielmehr Blut- und Sauerstoffversorgung gestört, wodurch der Sehnerv allmählich abstirbt. Die Durchblutungsstörungen könnten dann häufig als Folge zu erhöhtem Augeninnendruck führen, erläutert der Chef der Dresdner Universitätsaugenklinik, Lutz E. Pillunat. Der Augeninnendruck spielt bei der Glaukomerkrankung also schon eine Rolle - aber anders als bisher gedacht.

Denn nur jeder zweite oder dritte Patient mit hohem Augeninnendruck bekommt auch ein Glaukom. Früher galt ein Druck von 21 Torr als hoch und damit immer als Anzeichen einer Glaukomgefahr. Heute weiß man, dass auch der bisher als normal geltende mittlere Augeninnendruck von 15 Torr keine Sicherheit gegen eine mögliche Schädigung des Sehnervs bietet.

Nächtliche Blutdruckabfälle können zu einer Minderversorgung der Nervenzellen führen. Von dieser erst in jüngster Zeit erforschten Form des Glaukoms sind auch schon jüngere Leute betroffen. Der durchschnittliche Glaukompatient ist zwischen 60 und 65 Jahre alt. Insbesondere Risikogruppen - etwa Personen mit Bluthochdruck und Diabetiker - sollten regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt machen lassen.

Sinnvoll ist auch ein 24-Stunden-Augenmessprofil, weil der Augeninnendruck nicht zu jeder Tageszeit gleich ist. Über 90 Prozent der Glaukomkranken können mit Augentropfen behandelt werden. "Ziel einer jeder Glaukomtherapie ist neben der Senkung des Augeninnendrucks eine Verbesserung der Durchblutung am Sehnerv", so Fries.

Lässt sich mit diesen Tropfen kein Erfolg erzielen, kommt eine Laserbehandlung oder schließlich eine Operation in Frage. Mit beiden wird der Abfluss des Kammerwassers verbessert.

Informationen zum Grünen Star unter www.glaukom.de

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