Durchschnittstemperatur seit 1881 gestiegen Deutschland ist heißer geworden

Berlin. · Die Durchschnittstemperatur in Deutschland ist seit 1881 um 1,5 Grad gestiegen. Die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher spürbar. Die Hitzebelastung beeinträchtigt mittlerweile auch die Wirtschaft.

 Auch der deutsche Wald ist durch die Klimakrise bedroht.

Auch der deutsche Wald ist durch die Klimakrise bedroht.

Foto: ZB/Klaus-Dietmar Gabbert

Der Klimawandel ist kein Schreckensszenario der Zukunft, er verändert die Lebensbedingungen in Deutschland schon heute. Die Folgen der Erderwärmung werden hierzulande immer spürbarer, wie der zweite Klima-Monitoringbericht des Bundesumweltministeriums deutlich macht, den Ministerin Svenja Schulze (SPD) am Dienstag in Berlin vorstellte. Demnach ist die Temperatur im Mittel seit 1881 bereits um 1,5 Grad gestiegen, allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich Deutschland um 0,3 Grad erwärmt.

 „Es ist nicht auszudenken, was es bedeuten würde, wenn sich das in dieser Geschwindigkeit wirklich fortsetzen würde“, sagte Schulze. Die Antwort müsse heißen: „Viel mehr Klimaschutz, und zwar weltweit.“ Der Befund sei „sehr eindeutig“, sagte Schulze. „Der Klimawandel verändert das Wetter immer spürbarer.“ Auf rund 270 Seiten haben Umweltministerium und das Umweltbundesamt die messbaren Fakten zusammengetragen.

Demzufolge steigen die Temperaturen immer öfter auf 30 Grad und mehr. 1951 war es jährlich an drei Tagen so heiß, mittlerweile bereits an zehn Tagen pro Jahr. Die Sommer 2003, 2018 und 2019 waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. 2003 starben 7500 Menschen mehr, als ohne Hitzewelle zu erwarten gewesen wäre. Hinzu kommen häufigere Dürreperioden, die Grundwasserstände sinken deutlich. Insbesondere im Nordosten Deutschlands wächst die Konkurrenz zwischen landwirtschaftlicher Wassernutzung und der Trinkwasserversorgung. Auch  Seen werden wärmer, mit Folgen für Tiere und Pflanzen. Am Bodensee betrug der Anstieg in der Saison März bis Oktober zwischen 1971 und 2017 rund zwei Grad. Auch Nord- und Ostsee erwärmen sich – und die Meeresspiegel steigen. Damit nimmt die Gefährdung durch Sturmfluten zu.

Der Klimawandel hat erkennbar Auswirkungen auf die Wirtschaft. 2018 transportierten Binnenschiffe wegen Niedrigwasser 11,1 Prozent weniger Güter als im Vorjahr. Auch das allgemeine Leistungsniveau von Arbeitskräften ist beeinträchtigt. Studien nehmen laut Bericht für hohe Hitzebelastung in Mitteleuropa Produktivitätsabnahmen um drei bis zwölf Prozent an. Hitze und Trockenheit verursachten in der Landwirtschaft Schäden in Höhe von 700 Millionen Euro.

Auch UN-Umweltexperten schlagen Alarm: Schon 2020 seien „schnelle Erfolge“ notwendig, um gesteckte Klimaziele noch zu erreichen. „Wir müssen Jahre aufholen, in denen wir gezögert haben“ sagte die Leiterin des UN-Umweltprogramms, Inger Andersen, in Genf. Im kommenden Jahrzehnt müsse der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid (CO2), Methan und anderen Treibhausgasen um mehr als sieben Prozent verringert werden, damit die globalen Temperaturen in diesem Jahrhundert nicht mehr als 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung steigen.„Worauf wir schauen, ist wirklich, dass Emissionen bis 2030 um 55 Prozent zurückgehen müssen“, sagte der Direktor des Instituts UNEP-DTU Partnership, John Christensen. Die CO2-Level seien nach Jahren der Stabilisierung wieder gestiegen. „Wenn Sie auf die globalen Emissionen schauen, gehen die immer noch nach oben“, sagte er. „Es sieht nicht gut aus.“

Lob für die deutsche Klimapolitik kam von UN-Generalsekretär António Guterres. „Sie haben tatsächlich ein Beispiel gegeben für moralische Verantwortung und für ein Verantwortungsgefühl für das Schicksal der Welt in diesem Bereich“, sagte er bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zum Klimapaket sagte Guterres: „Das ist ein unerhört wichtiger Beitrag für die Bekämpfung des Klimawandels.“

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