Nachruf auf Kirk Douglas Er war Spartacus und Van Gogh

Kirk Douglas, letzter Protagonist des goldenen Hollywood, starb mit 103 Jahren. Noch im Januar 2018 durfte er mit seiner Schwiegertochter Catherine Zeta-Jones bei der Golden Globes-Gala auftreten.

 Catherine Zeta-Jones mit  ihrem Schwiegervater Kirk Douglas.

Catherine Zeta-Jones mit  ihrem Schwiegervater Kirk Douglas.

Foto: dpa/Gerard Burkhart

All seine großen Weggefährten hatten längst das Zeitliche gesegnet: John Wayne, Burt Lancaster, Cary Grant  oder James Stewart. Kirk Douglas war über lange Zeit der letzte Kronzeuge von Hollywoods „Goldenem Zeitalter“ gewesen, hatte einen Hubschrauberabsturz und einen Schlaganfall überlebt. Nun ist dieser Kämpfer, der im Kino Kubricks Gladiator „Spartacus“ war, mit 103 Jahren in Beverly Hills gestorben. Noch im Januar 2018 durfte er mit seiner Schwiegertochter Catherine Zeta-Jones bei der Golden Globes-Gala auftreten und 2001 erhielt er den Ehren-Bären der Berlinale. „Wenn man lange genug lebt, bekommt man alle Preise“,  scherzte er bei der Verleihung. Überhaupt blickte er gern hellsichtig auf seine Karriere zurück: „Ich war fast nie der Mann mit dem weißen Hut“, sagte er mit Blick auf all die Grobiane, Machtmenschen und Schurken, die er mit seinem Granitgrinsen in die Leinwand geätzt hat.

Eigentlich hieß er ja Issur Danielowitsch Demsky und wurde am 9. Dezember 1916 in Amsterdam/Staat New York geboren. Seine jüdischen Eltern, so sagte er später, seien bei ihrer Einwanderung aus Russland „vom Mittelalter in die Neuzeit gestolpert“. Der Vater sammelte Lumpen, der Sohn zeigte seine „mimischen“ Ambitionen zunächst nur als Echos aus der Kulisse in einem Tschechow-Stück.

 Vater und Sohn: Kirk und Michael Douglas 2003.

Vater und Sohn: Kirk und Michael Douglas 2003.

Foto: AP/KEVORK DJANSEZIAN

Doch seine Freundin Lauren Bacall empfahl ihn dem Produzenten Hal Wallis. Nun taufte sich der junge Schauspieler in Verehrung für Douglas Fairbanks in Kirk Douglas um und legte in Hollywoods „Schwarzer Serie“ einen Traumstart hin: 1946 als Alkoholiker neben Barbara Stanwyck in „Die seltsame Liebe der Martha Ivers“, dann als eisiger Gangster in „Goldenes Gift“ und als Profiboxer in „Champion“.

Amerikas Schattenseiten

Diese harten Burschen bedienten nicht nur Klischees, sondern spiegelten Amerikas Schattenseiten. So war Douglas der manisch-depressive Verbrecherhasser im „Polizeirevier 21“ oder verewigte den Prototypen des despotischen Filmproduzenten in Vincente Minnellis „Stadt der Illusionen“. Der abgründigste dieser Antihelden gelang ihm als Billy Wilders „Reporter des Satans“,  der bei Unfällen gern etwas nachhalf. Diesen Leitwölfen im Macho-Revier rang Douglas erstaunliche Nuancen ab, wollte aber als Charaktermime mehr. So tappte er linkisch durch „Die Glasmenagerie“, absolvierte Kubricks „Wege zum Ruhm“ sehr kontrolliert und entfesselte in „Vincent van Gogh – Leben in Leidenschaft“ die selbstzerstörerische Schaffenswut des Malers.

Den Oscar bekam er bei dieser dritten Nominierung wieder nicht, wohl aber den Golden Globe. Wobei Douglas selbst am besten wusste, dass es ihm nicht immer um große Kunst ging. Seine Auftritte als „Kaktus Jack“, Wikinger oder Odysseus zielten eher auf die Goldene Himbeere. Allerdings zeigte der Star auch privat Rückgrat. So ist er bei „Spartacus“ zwar auch auf seine Titelrolle stolz. Vor allem aber setzte er durch, dass der vom Gesinnungsschnüffler McCarthy mit Berufsverbot belegte Autor Dalton Trumbo mit richtigem Namen im Abspann erschien.

Bekennender Liberaler

Zivilcourage zeigte der bekennende Liberale auch vor der Wahl Donald Trumps. Dessen Einwanderungspolitik spiegele „nicht die amerikanischen Werte, für die wir im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben“, sagte er in der Huffington Post.

Kirk Douglas, seit 1954 mit seiner zweiten Frau Anne verheiratet, hat als Buchautor und Kunstsammler stets weit über Hollywoods Tellerrand geblickt. Trotzdem dürfte er anerkennend registriert haben, dass sich sein Sohn Michael spätestens mit „Wall Street“ auch im mimischen Schwergewicht etablierte. Im Rührstück „Es bleibt in der Familie“ standen Vater und Sohn 2003 endlich nebeneinander vor der Kamera. Der wohl schönste Nachruf stammt denn auch von Michael Douglas: „Lasst mich mit den Worten enden, die ich ihm an seinem letzten Geburtstag sagte und die immer wahr bleiben werden. ,Papa – ich liebe dich so sehr und ich bin so stolz, dein Sohn zu sein.’“

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