"Karneval einmal klassisch" Sinfonie mit Standpauke und Trittangel

Bonn · Ein bisschen egozentrisch klingt es schon, wenn der Musiker Burkard Sondermeier erzählt, wie er auf die Idee zu seinem Programm "Karneval einmal klassisch" kam: "Ich wollte etwas machen, das nur mir Spaß macht."

Glücklicherweise entpuppte sich die musikalische Karnevalsrevue aber durchaus als publikumsnah. Mittlerweile steckt sie jedenfalls mitten in der elften Session - für Karnevalisten eine Zahl mit einer magischen Aura.

Wenn Sondermeier und seine "Camarata Carnaval" am Sonntag in der Bonner Oper "Karneval einmal klassisch" feiern, geht es nicht darum, Beethoven, Mozart oder Wagner durch den Kakao zu ziehen, wie es Gerard Hoffnungs in seinen sehr witzigen Klassik-Parodien tat. Sondermeier fördert eher unbekannte Werke zutage. "Ich bin ein Stöberer", sagt er. "Wo ich meine Nase hinhalte, da ist auch etwas." Und wenn er einmal - um im Bild zu bleiben - Witterung aufgenommen hat, lässt er auch nicht mehr locker.

Zum Beispiel bei der Suche nach Luigi Boccherinis "Carnevale", einem unbekannten Kammermusikwerk aus dem Oeuvre des Florentiner Meisters. Erste Spuren hätten ihm den Weg nach Washington gewiesen, wo das Stück in einer Bibliothek liegen sollte. Doch seine hartnäckigen Nachfragen blieben ohne Erfolg. Erst durch Zufall erfuhr er durch einen Musikwissenschaftler, dass die gesuchten Noten längst nicht mehr in der Hauptstadt seien. Ein Doktorand aus Harvard habe sie 1943 ausgeliehen und sie als Quellennachweis an seine Dissertation geheftet.

Boccherinis "Carnevale" ist zwar am Sonntag noch nicht vertreten, aber das aktuelle Sessions-Motto "Opus 00, zweimol Null" ist auch so farbig genug. Es versammelt Couplets, Chansons, Amourellchen, Coupleedche, Verzällche und musikalische Fundstücke von Mozart, Carl Ditters von Dittersdorf und natürlich immer wieder Jacques Offenbach. Besonders hübsch dürfte das Finale ausfallen, wenn ein Ausschnitt der tropischen Karnevalssinfonie auf dem Programm steht, die Louis Moreau Gottschalk für ein 600 Köpfe starkes Ensemble komponierte.

"Wenn man das durch Hundert teilt, passt es wieder", findet Sondermeier, dessen Sextett hier allerdings acht Instrumente gleichzeitig bedienen muss; darunter eine obligate Standpauke sowie eine Trittangel. Danach ist aber längst nicht Schluss: "Die Zugaben sind ein Block, da kommt das Publikum nicht drum herum."

Sonntag, 10. Februar, 20 Uhr, Karten in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen.

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