Paul-Clemen-Preis des LVR Birgit Kastner für Dissertation über Kölner Architekten Karl Band ausgezeichnet

Bonn · Spannender oder gar dramatischer hätte der Anfang nicht sein können. Denn wenige Stunden, nachdem sich Birgit Kastner am 3. März 2009 zu einer Dissertation über "Die Sakralbauten des Kölner Architekten Karl Band (1900-1995)" entschlossen hatte, versank das Kölner Stadtarchiv in der Baugrube der Kölner U-Bahn.

Dennoch ist ihr gelungen, Prof. Hiltrud Kier als "Doktormutter" zu gewinnen. Die Doktorandin konnte dann immerhin auf ihre eigene Materialsammlung zurückgreifen, die sie dem Büro Karl Band verdankte. Birgit Kastner hatte nämlich bereits eine Magisterarbeit über St. Johann Baptist von Band verfasst. Und sie recherchierte an vielen der 159 Objekte, die der katholische Baumeister und Denkmalpfleger im Erzbistum Köln hinterlassen hatte.

Belohnt wurde dieser Einsatz nicht nur mit der Bestnote der Doktorarbeit, sondern auch mit dem Paul-Clemen-Preis, mit dem der Landschaftsverband Rheinland herausragende Dissertationen über rheinische Themen würdigt. Paul Clemen, Gelehrter des Jahrgangs 1866, verdankt seinen Nachruhm den Leistungen insbesondere als Denkmalpfleger und "Schöpfer des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn für die rheinische Kunst" (LVR).

Nun hat Birgit Kastner auch den Nachruhm von Karl Band gefestigt und ihm seinen Platz neben den namhaften Kollegen Böhm, Rudolf Schwarz und Wilhelm Riphahn gesichert. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass sein Name eng mit jener Kirche St. Johann Baptist verbunden ist, deren Turm schief in den Kölner Himmel ragt. Birgit Kastner bescheinigt dem Architekten, der bis in sein 93. Lebensjahr tätig war, ein Jahrhundertwerk vom Backsteinexpressionismus bis in die Postmoderne. Den Zenit seiner Arbeiten aber erreichte er in den Nachkriegsjahren, als es nicht allein darum ging zu planen und zu bauen, sondern wieder aufzubauen.

Dabei wird Band eine "schöpferische Denkmalpflege", also eine recht subjektive Sicht auf die Objekte, nachgesagt, die sich gegen die - inzwischen selbst schon - historischen "Zutaten" des 19. Jahrhunderts richtete. Dabei muss er recht rigoros vorgegangen sein. Als besonders innovative Leistungen im katholischen Sakralbau wertet Birgit Kastner die Dreifaltigkeitskirche in Köln-Poll und St. Elisabeth in Köln-Mülheim, eine Saalkirche mit einer Beton-Apsis und frei stehendem Glockenturm.

Mit einem solchen Campanile nach italienischem Vorbild hat Band auch St. Franziskus in Bonn ausgestattet. Allerdings ist von diesem neugotisch inspirierten Bau nur noch der Außenbau erhalten.

Das Preisgeld von 10.000 Euro fließt im Wesentlichen in die Drucklegung dieser stattlichen Dissertation, die demnächst als 78. Arbeitsheft der Rheinischen Denkmalpflege erscheinen wird.

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