Kommentar Schulwechsel fürs Sparen - Fragwürdige Praxis

Bonn · Sparen muss sein. Der Schuldenberg der Stadt Bonn ist mittlerweile auf 1,6 Milliarden Euro angewachsen. 688 Millionen Euro davon sind Kassenkredite, die Stadtkämmerer Ludger Sander benötigt, um seinen Laden am Laufen zu halten. Ein Ende der Kostenspirale ist nicht in Sicht.

Allein der jüngste Tarifabschluss für die städtischen Angestellten und Arbeiter kostet die Stadt Bonn ab 2015 noch einmal 6,8 Millionen zusätzlich. Wo soll das noch hinführen?

Richtig ist: 4,4 Millionen Euro im Jahr, die die Bundesstadt für die ermäßigten Schülertickets zuschießen muss, sind gewiss kein Pappenstiel. Allerdings: Den Eltern einer Siebtklässlerin einen Schulwechsel nahezulegen, damit die Stadt Bonn nicht mehr für das ermäßigte Schülerticket der Tochter aufkommen muss, das klingt schon ziemlich absurd.

Auch wenn der Gesetzgeber in seinem Paragrafendschungel eine entsprechende Regelung unter gewissen Umständen sogar zulässt, so ist diese Praxis pädagogisch doch höchst fragwürdig. Und vor allem lebensfremd. Obendrein kostet sie alle Beteiligten offensichtlich mehr Zeit, Nerven und Geld, als dass unterm Strich ein nennenswerter Betrag für das Stadtsäckel herausspringen wird. Schilda lässt grüßen.

Das Ganze steht übrigens auch im Widerspruch dazu, dass viele Eltern ihren Nachwuchs ja gerne wohnortnah an einer Schule unterbringen wollen, aber ihm dann aus Platzmangel oder weil es - wie in Beuel - kein städtisches Gymnasium in der Nähe gibt, dann doch lange Wege zumuten müssen.

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