Kommentar Marathon in Bonn - Ganz auf den Halben
Alle haben Glück gehabt. Nicht zuletzt die Bonner, die ihre größte Sportveranstaltung am Sonntag auf der Straße gebührend zelebrierten. Ohne Eintrittsgeld erlebten sie einen Hauch von Spitzensport.
Sahen ein paar schnelle Beine aus Afrika und Deutschlands überragende Marathonläuferin der vergangenen Jahre, Irina Mikitenko, die sich als Botschafterin für den Ausdauersport in einer Staffel mit Hobbyläuferin unters Volk mischte.Vor allem aber hatten die Zuschauer ihren Spaß, weil sie ihre persönlichen Helden feiern konnten - oder je nach Zuneigungsgrad - vielleicht doch eher, weil sie einen Nachbarn oder Arbeitskollegen mal ordentlich leiden sahen.
Glück hatten gestern nicht zuletzt die Läufer. Perfekte äußere Bedingungen garantierten maximalen Spaß - und ermöglichten den Teilnehmern das, um was es ihnen bei aller Freude an der Bewegung selbstverständlich auch geht: gute Zeiten. Das Glück war auch auf Seiten der Sanitätsdienste, die einen ruhigen Tag erlebten. Es war kein "Kreislaufwetter". Der Wettergott scheint ohnehin ein Bonner zu sein: Wirklich schlechte Bedingungen hat es in der Veranstaltungshistorie noch nicht gegeben.
Angesichts der Rekordzahl von 13.017 Anmeldungen stellt sich nun die Frage nach der Perspektive: Schafft Bonn es in der Hierarchie der großen deutschen Laufveranstaltungen noch weiter nach oben? Will man das? Organisationschef Klaus Malorny und sein für die Vermarktung zuständiger Partner Michael Mronz werden sich in den nächsten Tagen und Wochen gründlich Gedanken über die künftige Strategie machen müssen.
Das weiche Image eines Genusslaufes hat der Bonn-Marathon sich verdient - die Organisation und der Service sind hervorragend. Im Profil, zum halben Dutzend der größten deutschen Halbmarathons zu zählen, liegt aber noch Potenzial. Das sollte künftig noch stärker herausgearbeitet werden. Motto: ganz auf den Halben setzen.
