Kommentar Lafontaines Rückzieher - Folgerichtig
Die Absage Oskar Lafontaines ist nichts anderes als eine veritable politische Bankrotterklärung der Linkspartei. Allein in der saarländischen Heimat des früheren Parteichefs hatten die SED-Erben einen letzten nennenswerten Erfolg einheimsen können.
In Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen scheiterte die Partei glasklar an der Fünf-Prozent-Hürde. Mit Lafontaines Schritt beginnt der Abstieg in die politische Bedeutungslosigkeit. Im Osten wie im Westen der Republik.
Die Partei beging rund um den Personalstreit einen fundamentalen Fehler: Der Wahlkampf wurde zu einer hässlichen Auseinandersetzung West gegen Ost aufgebauscht. Seit Wochen waren von der Linkspartei keine inhaltlichen Äußerungen zu registrieren - sieht man einmal von den plumpen Solidaritätserklärungen mit den griechischen Linksradikalen ab.
Das Auftauchen der Piraten-Partei in der landes- und bundespolitischen Szene wurde erst spät als jene politische Gefahr begriffen, die sie tatsächlich war: Der verstaubte SED-Nachfolger konnte seine Wählerschaft nicht mehr halten und verlor sie an die offensichtlich als attraktiver empfundene Protestpartei.
Im Osten sorgt schon die völlige Überalterung der Mitglied- und Anhängerschaft für einen langsamen Auszehrungsprozess. Kurzum: Die Linkspartei ist bundespolitisch kein ernst zu nehmender Faktor mehr. In zehn Tagen werden sie sich dieses auf ihrem von absehbar innerparteilichen Grabenkämpfen geprägten Bundesparteitag eingestehen müssen. Lafontaine will für diese Chaos-Truppe nicht den Kopf hinhalten.