Kommentar Katholikentag - Mannheimer Zeichen

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hatte Recht, als er im Schlussgottesdienst des Katholikentages unter Bezugnahme auf das Leitwort daran erinnerte, dass Aufbruch immer etwas mit Wagnis zu tun hat und es ungewiss ist, was kommen wird. Das gilt auch für die katholische Kirche, von der Walter Kardinal Kasper sagte, dass sie in zehn oder 20 Jahren völlig anders aussehen werde als heute.

Zu diesem Wagnis, gleichsam den Mannheimer Zeichen, gehören nicht nur das stärkere Engagement der Laien in der Gesellschaft, sondern auch die offene Diskussion über die gleichberechtigte Stellung der Frau in der Kirche, die Rolle der Laien, die Reform des Zölibats, die Sexualität. Werden diese Themen ausgeklammert, dann wird der hoffnungsvoll begonnene Dialogprozess im Sand verlaufen.

Nach Mannheim richten sich die Hoffnungen der Laien vor allem auf Zollitsch und den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. Beide haben die Zeichen der Zeit längst erkannt und stimmen die Kirche auf grundlegende Veränderungen ein, die eben nicht nur durch den Mangel an Priestern, Mitgliedern und Geld bestimmt wird.

Zum neuen Aufbruch gehört aber auch die Ökumene, auf die beide Kirchen angewiesen sind. Dabei geht es nicht um eine falsch verstandene Gleichmacherei, sondern um die Gemeinschaft im Glauben. Auch hier hat der 98. Deutsche Katholikentag Mut zu neuem Aufbruch gemacht. Denn Vielfalt ist, wie Glück richtig sagte, nicht Gefahr, sondern Reichtum.

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