Kommentar zum geplanten Aire-Turm In den Wolken

Meinung | Bonn · Der Unternehmer Horst Burbulla gründet eine Stiftung für seinen Aire-Turm in der Rheinaue. Mit dieser Vision würde er der Stadt ein kostspieliges Geschenk machen – und sich selbst ein Denkmal setzen, das an den Wolken kratzt, kommentiert Andreas Baumann.

 Im Showroom, Fürstenstraße 3: Horst Burbulla steht vor der Simulation seines Aire-Turms in der Rheinaue.

Im Showroom, Fürstenstraße 3: Horst Burbulla steht vor der Simulation seines Aire-Turms in der Rheinaue.

Foto: Wein/Martin Wein, Bonn

Horst Burbulla kämpft um seinen Traum vom Festsaal in luftiger Höhe. Der Unternehmer hat in Planungen investiert, einen Pressesprecher angeheuert und Schauräume in der Innenstadt gemietet, in denen immer mal Veranstaltungen stattfinden, um für seine Vision zu werben. So ungewöhnlich die Idee vom Aire-Turm am Rand der Rheinaue sein mag, hat Burbulla doch Fürsprecher gefunden, die Gewicht in der Stadt haben – aus der Industrie- und Handelskammer und dem Hotel- und Gaststättengewerbe. Beide Verbände werben dafür, den Unternehmer ernst zu nehmen und mit ihm zu reden: In der Hoffnung auf ein Leuchtturmprojekt, das Bonn einen wirtschaftlichen Impuls geben könnte. Einer Stadt, in der vielleicht zu häufig darüber gesprochen wird, was alles nicht geht.

Wer Großes erreichen will, muss groß denken. Das tut Burbulla. Und das, wenn man ihm glauben darf, ohne wirtschaftliches Interesse. Dass er bis zu 40 Millionen Euro Privatkapital für eine gemeinnützige Stiftung bereitstellen will, die den Aire-Turm bauen und betreiben soll, ist bemerkenswert. Mit dieser Vision würde ein offenbar sehr wohlhabender Mann der Stadt ein kostspieliges Geschenk machen – und sich selbst ein Denkmal setzen, das an den Wolken kratzt.

Trotzdem bleiben Fragen selbst für den Fall offen, dass die Baukosten refinanziert und laufende Betriebsausgaben zuverlässig gedeckt werden könnten: Was wird aus dem Hochhaus, wenn der angestrebte Pachtvertrag für das Grundstück ausläuft? Ist das Projekt überhaupt genehmigungsfähig, da die angrenzende Rheinaue komplett unter Denkmalschutz steht? Und passt die eigenwillige Architektur ins Stadtbild? Das Geschenk kostet die Steuerzahler zudem auch etwas. Rund zwölf Millionen Euro müsste die Kommune nach eigenen Angaben an den Bund überweisen, wenn sie das Grundstück für den Aire-Turm bereitstellen würde.

Im Stadtrat hat Burbulla offensichtlich keine Chance mit seinem Projekt. Er versucht deshalb, es mit einem Bürgerbegehren durchzusetzen, für das er mindestens seit Oktober Unterschriften sammelt. 3800 Unterzeichner in drei Monaten sind allerdings keine berauschende Zahl und nur etwas mehr als ein Drittel des nötigen Quorums. Es scheint, als hätten die Bonner andere Sorgen – bezahlbaren Wohnraum und funktionierenden Nahverkehr zum Beispiel.

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