Kommentar zum e-Tarif des VRS Weg in die Zukunft

Meinung | Rhein-Sieg-Kreis · Noch bis Ende Juni bietet der Verkehrsverbund Rhein-Sieg seinen e-Tarif zum Test an. Die App ist leicht und angenehm zu nutzen, beurteilt GA-Redakteur Christoph Meurer. Doch es gibt einige Nachteile.

 Noch bis Ende Juni kann der e-Tarif des VRS getestet werden.

Noch bis Ende Juni kann der e-Tarif des VRS getestet werden.

Foto: grafik/Smilla Dankert

Der e-Tarif ist ein tolles und spannendes Pilotprojekt, das der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) noch bis Ende Juni 2020 zum Testen anbietet. Vor allem die Bedienung ist denkbar einfach. Die notwendige App ist schnell heruntergeladen, die Registrierung simpel und die Bedienung kinderleicht. Auch die richtige Einstiegsstation ist schnell gewählt, und dann reicht ein Wischer auf dem Smartphone und die Reise kann beginnen. Ebenso flink wird die Fahrt beendet und abrechnet. Praktisch ist auch, dass das Handy den Bus- oder Bahnfahrer ans Auschecken erinnert, sollte er dies vergessen.

Jedem Nutzer sollte indes klar sein, dass er sich gegenüber dem Anbieter des e-Tarifs in gewisser Hinsicht gläsern und nachverfolgbar macht. Denn ohne eine Ortung des Smartphones, sprich einer örtlichen Erfassung des Reisenden, können der e-Tarif und dessen Abrechnung auf Basis der Luftlinie zwischen den Stationen nicht funktionieren. Dass die Bewegungsdaten nach Angaben des VRS ein Jahr lang gespeichert werden, ist zunächst nicht schlimm – solange die Nutzer darauf vertrauen können, dass die Daten nicht in falsche Hände gelangen.

Ebenso muss den Nutzern klar sein, dass der e-Tarif nicht automatisch günstiger als das klassische Einzelticket ist. Vor allem kommt es darauf an, ob man sich nur innerhalb eines Stadtgebiets oder zwischen Städten bewegt. Schließlich gilt beim VRS immer noch das Prinzip: eine Stadt, ein Preis. Das bedeutet etwa, dass in Bonn eine Fahrt von Buschdorf im Norden nach Mehlem ganz im Süden per Einzelticket drei Euro kostet, in der Handyvariante 2,70 Euro. Beim e-Tarif werden, aufgrund der Luftlinienentfernung, 3,90 Euro fällig. Solche Dinge müssen dem Nutzer klar sein, weswegen letztlich doch wieder Tarifkenntnisse vonnöten sind.

Letztlich führt an einer Reform des Tarifsystems des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg kein Weg vorbei. Dennoch weisen die simple Bedienung im e-Tarif und die Abrechnung der tatsächlich überbrückten Distanz den Weg in die Zukunft für den öffentlichen Personennahverkehr.

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