Zwischen Remise und Palais liegt Ortsgeschichte

Bevor die Bauarbeiten an der Muffendorfer Kommende beginnen, werden Ausgrabungen für die Wissenschaft dokumentiert - Ein Grenzstein verweist auf den früheren Sitz der Deutschritter

Muffendorf. Nur selten liegt der Arbeitsplatz für Jörg Volsek und Janina Kobe so nah vor der Haustür wie momentan. Meist müssen die Bonner Archäologen, die für eine Essener Fachfirma arbeiten, weit reisen, um der Geschichte auf den Grund zu gehen.

Diesmal aber haben die beiden Glück und dürfen sich jeden Morgen zur Kommende nach Muffendorf aufmachen. Bevor nämlich der Investor, die Bonner Pandion Real Estate GmbH, mit seinen Bauarbeiten loslegen kann, müssen Volsek und Kobe die Ausgrabungen für Wissenschaft und Nachwelt dokumentieren.

Auf Sensationen seien sie bislang nicht gestoßen, erzählt Kobe. Und doch habe das, was sie in den vergangenen fünf Wochen zwischen Remise und Palais gefunden hätten, großen Wert für die Muffendorfer Ortsgeschichte. Da ist zum Beispiel der unscheinbare Stein, der in einem verfüllten Graben lag.

"Es ist das einzige Fundstück mit direktem Bezug zur Kommende", sagt Volsek. 1254 war diese vom Deutschen Ritterorden errichtet worden. "Die Vorderseite des Grenzsteins zeigt das Tatzenkreuz der Deutschritter, die Rückseite einen Balken mit drei Pfählen", sagt Volsek. Beide Zeichen dürften den Muffendorfern bekannt vorkommen: Sie zieren ihr Wappen. Den Stein will Pandion-Projektleiter Heinrich Falkenberg später im Park installieren.

Während die Archäologen den Grenzstein aufs 16. Jahrhundert datieren, sind die anderen Überbleibsel jüngeren Datums. Wohl auch deshalb hatte das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege keine Bedenken, die Ausgrabungen nach einer Auswertung zu beseitigen. Darunter fällt auch der Kelterkeller, der sich unter dem rechten Gebäudeflügel der nicht mehr vorhandenen Hofanlage von 1726 befindet.

Sein Innenmaß beträgt 7,50 x 5,50 Meter. Daran angrenzend haben die Archäologen Ziegel freigelegt, die zur Clemens-August-Kapelle von 1760 gehören. 1898 war sie samt der Nebengebäude vom damaligen Besitzer Joseph Mayer niederlegt worden. "Vorletzte Woche war die Enkelin von Herrn Mayer da", erzählt Volsek am Rande.

Die Schweizerin sei zur Grabpflege angereist und habe auf dem Weg zum Friedhof zufällig die Arbeiten bemerkt. Die 70-Jährige habe sich an einen Springbrunnen im Hof erinnert. Nach dem Tod ihrer Großmutter war die Kommende an den belgischen Staat verkauft worden.

Auch wenn die Zeiten der Kommende als Sitz des Komturs oder später als Botschafterresidenz schon ein wenig zurück liegen - Publikumsandrang herrscht nach wie vor. "Die Muffendorfer schauen regelmäßig vorbei und erkundigen sich, wie es vorangeht", sagt Volsek. Gäbe es den Titel "Muffendorfer Heimatforscher", Kobe und Volsek hätten ihn ob ihrer ganzen Nachforschungen verdient.

Und obwohl sich der Eingangsbereich wegen der Erdarbeiten derzeit wenig herrschaftlich präsentiert, wollten am Sonntag beim Tag des Offenen Denkmals 500 Bürger mehr über die Geschichte des Bauwerks wissen. Ab November wird sie um ein Kapitel erweitert. Dann sollen laut Falkenberg die ersten Bagger für das Bauprojekt anrollen.

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