Die Wohnung des Betrügers war leer

Bei faulen Online-Geschäften in Bonn entsteht hoher Schaden

Bonn. Mit einer außergewöhnlichen Betrugsserie hat die Bonner Kriminalpolizei zu tun: Zwischen Juni und August bot ein Unbekannter mehrere hundert Artikel der Unterhaltungselektronik über Internetauktionshäuser an, ohne sie zu liefern.

Er verursachte dabei bislang Schaden in Höhe von mindestens 130 000 Euro. Die Kripo bearbeitet in dieser Angelegenheit aktuell 380 Fälle. Als die Polizei am 31. August die Anschrift des Täters in Bonn-Endenich aufsuchte, fanden die Beamten nur noch eine leere und offensichtlich gerade verlassene Wohnung vor.

Aus der Anonymität eines Komplexes mit 109 Wohneinheiten heraus hatte der Betrüger agiert. Nach dem vorläufigen Ermittlungsstand hatte der Mann im Juni 2006 unter falschen Personalien sowohl die Wohnung in Endenich angemietet als auch Konten bei zwei Internetauktionshäusern eingerichtet.

Darüber hinaus eröffnete er bei mehreren Bonner Banken mehrere Girokonten, über die er die erforderlichen "Geschäftsabläufe" abwickelte. Um Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei den potenziellen Kaufinteressenten zu erlangen, wickelte er zunächst Verkäufe von Computern, Computerteilen, MP3-Playern und anderen Elektronikgeräten zur Zufriedenheit der Käufer ab und verschaffte sich so "positive Bewertungen", auf deren Grundlage er dann zu seinem groß angelegten betrügerischen Schlag ausholte.

Fortan bot er mehrere hundert Male seine Waren im Internet an und ließ sich die fälligen Beträge auf eines der betrügerisch eröffneten Konten überweisen, allerdings ohne die entsprechende Ware zu liefern. Auf diesem Wege ergaunerte der Betrüger rund 130 000 Euro. Die Polizei rechnet damit, dass der tatsächliche Schaden noch darüber liegt.

Das Geld holte er in bar oder durch entsprechende Verfügungen an Geldautomaten der Banken ab. An einem Geldautomaten wurde in den letzten Augusttagen ein Verdächtiger von der Überwachungskamera aufgezeichnet. Mit richterlichem Beschluss veröffentlichen die Ermittler nun Fahndungsfotos und fragen: Wer kann Angaben zur Identität und zum aktuellen Aufenthaltsort des auf den Bildern gezeigten Mannes machen?

Zu dem Gesuchten gibt es folgende Beschreibung: Er ist etwa 1,80 Meter groß, hat eine schlanke Statur, dunkelgraue, fast schwarze Haare mit Glatzenansatz. Er gab in Gesprächen vor, der deutschen Sprache nicht mächtig zu sein.

Die Polizei prüft auch, ob der Täter möglicherweise von Mittätern unterstützt wurde, wofür jedoch keine konkretisierbaren Anhaltspunkte vorliegen. Hinweise nehmen die Kriminalwache und das Kriminalkommissariat 12 der Bonner Polizei unter der Telefonnummer (02 28) 1 50 entgegen.

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