Interview mit Priscia Willinek Wenn sich die Paprika als Mango entpuppt

BONN · Was ist das?" Die Erzieherin hält das Schälchen mit den in Streifen geschnittenen gelben Früchten in die Luft. "Paprika", sagt Julian im Brustton der Überzeugung. "Aber es riecht süß", gibt Ursula Schmitt-Korf zu bedenken. "Mango", kräht der nächste. Und schon ist das Rätsel gelöst. Jeden Freitag gibt es ein gemeinsam zubereitetes Frühstück mit den 50 Mädchen und Jungen der beiden Gruppen der Awo-Kindertagesstätte Villa WiE (Wissen ist Erleben) in der Heinrich-von-Kleist-Straße in der Südstadt. Immer gibt es gesunde Abwechslung, erzählt Kita-Leiterin Priscia Willinek.

 Gesund, bunt und lecker - so soll das freitägliche Frühstück in der Kita sein: (von links) Konrad, Kian, Erzieherin Priscia Willinek und Mathea lassen sich den Obstsalat schmecken.

Gesund, bunt und lecker - so soll das freitägliche Frühstück in der Kita sein: (von links) Konrad, Kian, Erzieherin Priscia Willinek und Mathea lassen sich den Obstsalat schmecken.

Foto: Frommann

Willinek: Eine Sache ist immer etwas Besonderes. Zum Beispiel gab es einmal Kräuterquark mit Körnerbrot. Das wollte erst keiner probieren. Erst als ein paar Kinder festgestellt haben, dass es mit Bananenscheiben sehr gut schmeckt, war der Kräuterquark der Renner.

Diesmal ist es der große, bunte Obstsalat, der allen gleichermaßen schmeckt. Ganz gleich, ob er mit Müsli gemischt oder solo ins Schälchen kommt. Aber auch die Brötchen sind bei den Kindern beliebt, besonders, wenn sie mit Mohn bestreut sind. "Kannst du mir das schmieren?", fragt Konrad und zeigt auf seinen blauen Plastikteller. Frischkäse will der Vierjährige auf sein Brötchen schmieren. Und die zum Krönchen geschnittene Erdbeere hebt er sich als Nachtisch auf.

Willinek: Die zwölf Awo-Kreisverbände haben ein Konzept zum Thema "Gesunde Ernährung" als Qualitätsziel für ihre 80 Kitas entwickelt. Hier bei uns in der Villa WiE verbringen die Kinder viel Zeit und lernen eine neue Gemeinschaft neben ihren Familien kennen. Deshalb sehen wir unsere Kita auch als Lernort für gesundes und genussvolles Essen und Trinken.

Dazu gehört nicht nur das Frühstück am Freitag, für das gemeinsam vorbereitet und der Tisch gedeckt wird. Bei Elternabenden wird darüber gesprochen, was die Brotdose an den übrigen Wochentagen enthalten soll. Aber auch Besuche auf dem Bonner Wochenmarkt gehören dazu. Und die Köchin der Kita, die jeden Tag das Mittagessen zubereitet, holt sich immer eine wechselnde Runde kleiner Hilfsköche an den Herd.

Willinek: Da riechen und schmecken wir, probieren bestimmte Obst- und Gemüsesorten. Und im Anschluss reden wir darüber, wo beispielsweise die Ananas herkommt. Oder welches Gemüse Saison hat. Die Kinder reagieren darauf genauso positiv wie die Eltern, die immer wissen wollen, was ihre Kinder gelernt haben.

Mathea, Anai, Ecrin und Kian erzählen, dass sie auch zu Hause gemeinsam mit den Eltern und Geschwistern am Tisch sitzen, wenn gegessen wird. Brötchen oder Toast mit Butter zählen zu ihren Favoriten. Und die fünfjährige Ecrin freut sich, dass sie heute die Wurst auch essen darf, weil das Fleisch von der Pute stammt. Umgekehrt gibt es auch schon mal türkische Wurst und andere Spezialitäten aus anderen Ländern, sagt Willinek. Die 38-Jährige muss als einzige am Tisch einräumen, dass sie oft nur einen Milchkaffee getrunken hat, wenn sie in die Kita kommt. Aber ohnehin gehe es bei der Ernährungsoffensive nicht darum, dogmatisch zu sein.

Willinek: Es gibt auch einmal im Monat ein süßes Mittagessen, auf das die Kinder sich sehr freuen. Aber es soll genauso wie Kuchen oder Süßigkeiten etwas Besonderes sein und nicht der totale Süßeswahnsinn. Zudem geht es uns auch um das soziale Miteinander und eine nette Atmosphäre am Tisch.

Klar, dass es auch dazu gehört, dass ein größeres Kind den Tisch deckt, dabei Löffel, Teller und Tassen zählen lernt und sich Tag für Tag ein Helfer zur Unterstützung wählen darf. Tee oder Milch einzugießen oder nachzufüllen gehört für die größeren Kinder auch schon dazu. Und wenn alle Stricke reißen, dann sind immer noch die Erzieherinnen zur Stelle, die von den Kindern Prissi, Ursel oder Steffi gerufen werden.

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