Prozess in Bonn Haustechniker nutzten Generalschlüssel und bestahlen Hotel-Gäste

BONN · Monatelang haben zwei Angestellte eines Bonner Luxushotels ihre Position als Haustechniker ausgenutzt, um die Gäste zu bestehlen. Das gestanden die 31 und 30 Jahre alten Angeklagten am Mittwoch vor dem Schöffengericht. Wegen mehrfachen Diebstahls im besonders schweren Fall wurden die bislang nicht vorbestraften Langfinger 19 und 13 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Zwischen Herbst 2011 und März 2012 hatten sie aus den Gästezimmern der Nobelherberge fast 40.000 Euro in bar gestohlen. Zudem hatten sie wertvolle Uhren, Spielekonsolen, Sekt und Champagner mitgehen lassen. Im Prozess schilderten sie nun, wie es zu der Diebstahlsserie in 16 Fälle gekommen war.

Weil er immer schon einmal eine Playstation haben wollte, sie sich aber nicht leisten konnte, war der 31 Jahre alte Haustechniker schwach geworden und hatte eine Spielekonsole eingesteckt: "Ich habe die da stehen sehen und den Kopf ausgeschaltet." Da zu seinen Tätigkeiten auch Wartung und Reparatur von Fernsehern und Telefonen gehörte, besaß er einen Generalschlüssel zu den Zimmern und konnte dort jederzeit ein und aus gehen.

Ab November 2011 war es zum Diebstahl von Bargeld gekommen - zunächst aus einer Laptoptasche, die in einem Zimmer gestanden hatte. Dann schloss er sich mit dem 30 Jahre alten Kollegen zusammen, um gemeinsam die Tresore in den Zimmern auszuräumen.

Dafür hatten sie sich mit Safeschlüsseln ausgerüstet, die anfangs wegen eventuell anfallender Reparaturarbeiten in der Werkstatt hingen. Später hatten sie einige Schlüssel in einem Lüftungsschacht versteckt. Um nicht entdeckt zu werden, hatte der 31-Jährige an der Tür Schmiere gestanden, während sein Komplize die Tresore ausräumte: In einem Fall befanden sich 20 000 Euro sowie 13.500 Euro in dem Safe. Auch zwei Luxusuhren im Wert von 6000 beziehungsweise 3500 Euro wurden den Gästen gestohlen.

Obwohl das Hotel mit Hilfe der Polizei schnell erste Diebesfallen ausgelegt hatte, konnten die Täter zunächst nicht ermittelt werden. Anfang März 2012 flogen sie dann doch auf: In einem Zimmer waren 2500 Euro in präparierten Scheinen deponiert worden. Wie erhofft, hatten die Haustechniker das Zimmer aufgesucht. Beim ersten Mal hatten sie allerdings nicht den richtigen Safeschlüssel dabei. Daraufhin hatte der 30-Jährige den Stoffhimmel über dem Bett zerschnitten, damit der mögliche Gast in ein anderes Zimmer verlegt werden musste. Am Folgetag waren sie auf frischer Tat ertappt - und entlassen worden.

Einige der gestohlenen Gegenstände, darunter die beiden Luxusuhren, erhielten die Besitzer inzwischen zurück. Der Richter warf den Angeklagten vor, die Arbeitsplätze vieler Kollegen gefährdet zu haben, da die bestohlenen Gäste bestimmt nicht wieder kommen würden. Auch wenn es den Tätern leicht gemacht worden sei, gab der Richter zu bedenken: "Wenn man in der Werkstatt keine Schlüssel mehr liegen lassen kann, dann unterstelle ich ja jedem Arbeitnehmer, dass er klaut."

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