Podiumsdiskussion im Collegium Leoninum Sterbebegleitung statt Sterbehilfe

BONN · Wie geht man mit Sterben und Sterbenden um? Was ist die Rolle des Arztes und der Medizin in der letzten Phase des Lebens? Wie steht es dabei mit der Würde des Menschen?

 Auf dem Podium: Der Arzt Lukas Radbruch, Gesundheitsminister Hermann Gröhe und Moderatorin Christiane Florin.

Auf dem Podium: Der Arzt Lukas Radbruch, Gesundheitsminister Hermann Gröhe und Moderatorin Christiane Florin.

Foto: Nicolas Ottersbach

Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Podiumsdiskussion der Konrad-Adenauer-Stiftung, zu der neben Gesundheitsminister Hermann Gröhe der Arzt Lukas Radbruch, Rechtswissenschaftler Wolfram Höfling und Patientenschützer Eugen Brysch kamen. Ein Verfechter der aktiven Sterbehilfe fehlte.

Gröhe hielt zu Beginn einen halbstündigen Vortrag über gesellschaftliche und politische Herausforderungen. "Sterben hat vor allem etwas mit Angst zu tun", sagte Gröhe. Die Angst davor, alleine dem Tod zu begegnen, der Angst vor Schmerzen und der Angst vor der Belastung der Angehörigen. "Bevor wir die Sterbehilfe fordern, sollten wir deshalb diese Themen angehen." Dafür müsse zunächst die Palliativmedizin ausgebaut werden. Junge Ärzte würden in ihrem Studium speziell dafür geschult, jedoch hätten die älteren Ärzte, besonders aus den ländlichen Regionen, wahrscheinlich nie eine Fortbildung erhalten. "Es dauert, bis es da einen Durchsatz gibt", sagte Gröhe.

Zusätzlich müsse die stationäre und ambulante Pflege verbessert werden. Er kündigte an, dass es dazu in diesem Jahr noch Verbesserungen geben werde. Welche genau, sagte er nicht. Zuletzt plädierte er dafür, dass "jede Form der organisierten Sterbehilfe unter Strafe" gestellt werden müsse. Weil selbst ein schrittweise Öffnung dafür sorgte, Gesetze Stück für Stück auszuhöhlen und zu lockern. Stattdessen sollte es "die bestmögliche Begleitung bis in die letzte Stunde" geben. Wie Patienten mit dem Tod umgehen, fragte Moderatorin Christiane Florin den Arzt Lukas Radbruch, der Direktor der Klinik für Palliativmedizin der Bonner Uni ist. "Sie haben Angst vor dem, was kommt", sagte Radbruch. Häufig höre er, dass jemand den Verwandten nicht zur Last fallen möchte.

Das stimmte mit den Einschätzungen von Eugen Brysch überein. "Die zentrale Frage ist, wie wir sterbende Menschen versorgen", erklärte er. Sterben müsse Bestandteil der Betreuung werden. "Aber seien wir ehrlich - beispielsweise kann das Personal in Pflegeheimen so eine zusätzliche Leistung gar nicht erbringen." Das Angebot solcher besonderer Leistungen sei zu klein, kritisierte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Gröhe fasste es so zusammen: "Was ist uns die Würde wert?" Er forderte eine eigene Pflegestufe für Sterbende, damit niemand in die Bedrängnis komme, sein Erspartes für die Palliativmedizin ausgeben zu müssen.

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