Kommentar Grabenkampf um Zuschüsse

Der Verteilungskampf zwischen Sportvereinen und Kultur-Lobby flammt wieder auf. Eine Initiative um Rainer Wolff will mit Rückendeckung des Stadtsportbundes zwei Bürgerbegehren organisieren, die sich gegen das geplante Festspielhaus und das Theater Bonn als vermeintliche "Luxuskultur" richten - weil die Stadt dort weniger hart sparen wolle als bei Sportangeboten oder den Stadtteilbüchereien.

Es ist das gute Recht jedes Bonners, seine Interessen mit Bürgerbegehren durchzusetzen. Andererseits steht dieses scharfe Mittel einem vernünftigen Dialog im Weg. Es droht während der jetzt startenden Haushaltsberatungen eine vergiftete Atmosphäre in der Stadt - so wie 2012, als bei einer Sportler-Demo ein Plakat mit der eher peinlichen Parole "Mama, ich will nicht in die Oper" gezeigt wurde.

Sport lässt sich nicht gegen Kultur aufwiegen, was die Höhe der Zuschüsse angeht. Fakt ist aber: Da die Kultur ein Vielfaches der Sportförderung kostet, muss sie auch den größeren Sparbeitrag leisten - erst recht, wenn das Festspielhaus durch die Stadt mitfinanziert werden soll. Tatsächlich sollen bei Oper und Theater ab 2020 ja auch mindestens 3,5 Millionen Euro gestrichen werden, weshalb die Ratsfraktionen das Aus für die Kammerspiele Godesberg diskutieren. Das ist keine Kleinigkeit.

Aber wenn die Finanznot so groß bleibt, wie sie ist, muss der Rat auch die Frage beantworten, wie viele Museen die Stadt wirklich braucht und ob sie sich ein 100-Mann-Orchester auf Dauer leisten kann. Drücken sich die Politiker vor der Antwort, wie es seit Jahren üblich war, sind Bürgerbegehren die logische Folge.

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