Museumsmeilenfest in Bonn Mode entwerfen, trommeln und Effekte erproben

BONN · Drei Tage Programm, fünf Stationen, Tausende Besucher: Das Museumsmeilenfest ist längst fester Bestandteil des Bonner Sommers. Doch 2015 könnte eine Zäsur sein, steht doch mit dem Deutschen Museum eines der beteiligten Häuser vor dem Aus.

 Kinder können in der Bundeskunsthalle ihre eigenen Kostüme entwerfen und sie sogar selbst präsentieren.

Kinder können in der Bundeskunsthalle ihre eigenen Kostüme entwerfen und sie sogar selbst präsentieren.

Foto: Thomas Kölsch

Insofern könnte es das letzte Mal sein, dass die Veranstaltung so wie bisher stattfinden kann - allerdings war gerade das naturwissenschaftlich orientierte Haus neben dem Wissenschaftszentrum trotz der etwas abseitigen Lage am vergangenen Donnerstag einer der Besuchermagneten. Insgesamt kamen zum Auftakt nach Angaben der Stadt 16 500 Besucher.

Zahlreiche Kinder und Jugendliche tummelten sich in den Räumen des Deutschen Museums, in dem auch ein Erlebnis-Parcours samt Mitmach-Stationen rund um das Thema Effekte aufgebaut war, der in Zusammenarbeit mit der Anne-Frank-Schule, der St.-Hedwig-Schule, Bonns Fünfter, der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule sowie dem Erfinderclub Troisdorf realisiert wurde.

Wie in den Jahren zuvor verbindet während der Veranstaltungstage ein Shuttle-Bus das Deutsche Museum mit der Museumsmeile - diesmal hat der Historische Verein SWB dafür einen alten Mercedes-Bus von 1981 zur Verfügung gestellt, dessen 1967 erstmals vorgestellte Modell das Bild des öffentlichen Nahverkehrs über Jahrzehnte definierte.

Eine Fahrt für Nostalgiker, die bei der Ankunft am Museumsplatz gleich noch einmal in alten Zeiten geschwelgt haben dürften - wegen der von vielen vermissten Konzerte, die dort früher stattfanden, aber auch wegen der Mühe, die man sich früher mal mit seiner Gestaltung machte und von der heutzutage nicht mehr viel zu sehen ist. Eine kleine Bühne steht lieblos mitten in der Sonne, daneben die Aufbauten der jedes Jahr mitwirkenden Circusschule Don Mehloni und ein Kinderkarussell - das war's. Keine Cadillacs, keine Musik, kein Kamel, kein Irokesen-Langhaus. Auch keine Modenschau, die zur Lagerfeld-Ausstellung passen würde.

Zwar konnten Kinder in der Bundeskunsthalle ihre eigenen Brillen, Taschen und Kostüme basteln, die entsprechende Präsentation fand aber unverständlicherweise im hauseigenen Forum statt und nicht im Sonnenschein. Dort sorgte immerhin Fakir Alyn für staunende Gesichter, während die "Tanzshow durch die Jahrzehnte" mangels effektvoller Inszenierung leider etwas schwächelte. Auch ansonsten lockten die Museen eher ins Innere: Das Kunstmuseum, das sich an Fronleichnam traditionell bedeckt hält, bot neben der Ausstellungseröffnung zu Frank Auerbach und dem Mitmachprogramm von Don Mehloni nur einen Workshop für Erwachsene an und verwies auf das umfangreichere Wochenendprogramm.

Und auch das Haus der Geschichte nutzte den vorhandenen Garten nur zum Aufbau einer Torwand. Dabei hätten sowohl die Trommel-Workshops mit Ansu Yeboah als auch die Konzerte der türkisch-deutschen Indie-Folkrocker Kent Coda draußen ebenso gut funktioniert. Letztere zählten zu den Höhepunkten des Tages, vor allem für einige Kinder, die begeistert zur Musik tanzten - ein Anblick, der die Sänger und Gitarristen Ögünc Kardelen und Christoph Guschlbauer mehr zu freuen schien als alles andere. Perfekt ans Wetter angepasst zeigte sich das Museum Koenig, das sein Parkfest feierte und vor allem Kinder bestens unterhielt. Quietscheentchen angeln oder Holzbroschen basteln standen auf dem Programm - nur das Anfassen von Tieren, sonst sehr beliebt, war aufgrund medizinischer und tierschutzrechtlicher Bedenken erstmals nicht möglich.

Tipps fürs Wochenende

Das Museumsmeilenfest läuft noch bis einschließlich Sonntag. Am Wochenende ist der Eintritt zu allen Ausstellungen der teilnehmenden Museen frei. Darüber hinaus lohnt es sich auf jeden Fall, zu den verschiedenen Experimentalvorträgen im Deutschen Museum zu gehen (Samstag 13, 14.30 und 16 Uhr, Sonntag 12.30, 13.30 und 15.30 Uhr). Interessant könnten auch die Modenschauen der Modefachschule Sigmaringen in der Bundeskunsthalle werden (jeweils 13, 15 und 17 Uhr im Forum), während Kinder im Kunstmuseum Workshops unter dem Titel "In der Geisterbahn und bis nach New York" wahrnehmen können. Zwei besondere Höhepunkte finden sich derweil im Haus der Geschichte: Zum einen spricht der Kabarettist Fatih Cevikkollu mit Blick auf die Ausstellung "Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland" über das Thema "Heimat", zum anderen kommen anlässlich "30 Jahre Lindenstraße" Erfinder Hans W. Geißendörfer und einige Schauspieler ab 14 Uhr zu zwei Talkrunden - eine über die Integrationsdebatte, die andere über den Wandel der Sexualmoral.

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