Güterverkehr macht Unterricht teilweise unmöglich

Paulusschule leidet unter Bahnlärm vor Klassenfenstern - Schienentransporte nehmen zu

  Bahnlärm an der Paulusschule:  Leiter Klaus Kleineberg mit zwei Schülerinnen.

Bahnlärm an der Paulusschule: Leiter Klaus Kleineberg mit zwei Schülerinnen.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. (ker) Die Forderung der Bundespolitik hat gewirkt. Immer mehr Güter wurden auf die Schiene verlagert. Doch das hat neben der Entlastung des Straßenverkehrs auch eine logische Kehrseite.

Die Belastungen durch den Güterverkehr an den Eisenbahnschienen haben drastisch zugenommen. Linksrheinisch verkehren in 24 Stunden zirka 70 Güterzüge, rechtsrheinisch sind es sogar rund 190 pro Tag.

Von diesem Zuwachs ist auch die Paulusschule in Bonn-Tannenbusch betroffen. Direkt an Schienen gelegen, donnern die Güterzüge im Minutentakt an den Fenstern der Klassenzimmer vorbei. Als in einiger Entfernung Bauarbeiten für eine Lärmschutzwand begannen, sah Direktor Klaus Kleineberg schon ruhigere Zeiten für seine Schüler und Lehrer kommen.

Doch gerade einmal 100 Meter vor dem Schulgelände wurden die Bauarbeiten gestoppt. Der Lärmschutz für die Schule war von der Bahn überhaupt nicht eingeplant. Auf kritische Nachfrage des CDU-Ortsvorsitzenden Hartmut Becker entgegnete die DB Projektbau GmbH nur, ihre Berechnungen ergäben, die Belastungen sein mit 66 Dezibel im Mittel 4 dB zu gering, um einen Lärmschutz zu rechtfertigen.

In einem Schulprojekt haben die Schüler nun verschiedene Messungen durchgeführt und Belastungen von deutlich über 80 Dezibel, teilweise im Minutentakt, festgestellt.

Kleineberg: "In manchen Klassen wird das Lernen erschwert und teilweise unmöglich gemacht." Schüler müssten sich in den Pausen schreiend verständigen, bei manchen Züge der Unterricht unterbrochen werden. Und auf das Öffnen der Fenster könne auch nicht verzichtet werden, gerade im Sommer, sagte eine Elternvertreterin.

Mit weniger Güterverkehr ist auch in den nächsten Jahren nicht zu rechnen. "Durch den Ausbau des Logistikhafens Rotterdam wird der Güterverkehr noch deutlich zunehmen", sagte SPD-Landtagsabgeordnete Renate Hendricks.

Auch die Politik hat erkannt, wie stark das Rheintal belastet ist, und hat das Pilotprojekt "Leiser Rhein" in diesem Jahr gestartet. Das Bundesverkehrsministerium stellt 40 Millionen Euro für die Umrüstung von Güterzügen zur Verfügung.

Bis spätestens 2012 können "substanzielle Lärmminderungen" durch bessere Bremssysteme von sieben bis zehn Dezibel erreicht werden. In der Wissenschaft gilt die Faustformel, das zehn Dezibel weniger subjektiv als eine Halbierung des Lärms wahrgenommen wird.

Im Fall der Paulusschule haben sich jetzt auch die Bundestagsabgeordneten Stephan Eisel (CDU) und Ulrich Kelber (SPD) eingeschaltet. Falls sich an dem Standpunkt der Bahn nichts ändert, wollen sie sich dafür einsetzen, dass eventuelle Restmittel aus einem Fördertopf für Lärmschutz in diesen Einzelfall gesteckt werden. Dass akuter Handlungsbedarf besteht, haben die beiden Politiker vor Ort offenbar verstanden.

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