Wenn das Schönheitsideal krank macht

Bonner Zentrum für Essstörungen bietet Rat und Betreuung für Betroffene und deren Angehörige

Wenn das Schönheitsideal krank macht
Foto: dpa

Bonn. Was soll man tun, wenn man den Verdacht hat, dass die eigene Tochter an Magersucht leidet? Wie kann man die Schulkameradin unterstützen, die an Bulimie erkrankt ist? Und was macht man, wenn der Lebenspartner esssüchtig ist?

Bei Ratlosigkeit und Überforderung gibt es in solchen Fällen eine Anlaufstelle in Bonn: Das Zentrum für Essstörungen versucht, Betroffene und ihre Angehörigen zu beraten und zu betreuen.

"Gerade in den letzten Jahren sind Essstörungen wie Magersucht, Bulimie und Esssucht in aller Munde. Häufig treten diese Essstörungen schon bei Kindern und Jugendlichen auf", berichtet Ingeborg Smigielski, erste Vorsitzende des Zentrums für Essstörungen. Deswegen erhalten sie und ihre drei Kolleginnen besonders viele Anfragen von besorgten Eltern, Freunden oder Lehrern.

In einer telefonischen Sprechstunde informieren sie aber auch Betroffene über die verschiedenen Hilfsangebote bei Essstörungen, wie psycho-therapeutische Gruppenangebote, Selbsthilfegruppen und Therapiemöglichkeiten. Sie unterstützen auch bei der Suche nach Therapeuten und Kliniken.

Rund 20 Prozent dieser Informationsgespräche gehen schließlich in ein Einzelgespräch mit den Betroffenen über. "Aber gerade bei jungen Mädchen ist es oft schwierig, an sie heranzukommen, ihnen klarzumachen, dass sie krank sind. Deswegen ist hier meist eine Ernährungsberatung der erste Schritt", so Angelika Moog, Ernährungsberaterin des Zentrums.

So sei es leichter, den Mädchen klar zu machen, dass sie krank sind und Hilfe brauchen. "Ohne diese Einsicht hat eine Therapie nur selten Erfolg", sagt Ingeborg Smigielski

Damit es erst gar nicht so weit kommt, bietet das Zentrum für Essstörungen auch Prävention in Schulen an. "Rund 50 Prozent der Zwölfjährigen haben schon einmal über eine Diät nachgedacht oder sie tatsächlich gemacht. Je früher Anzeichen für beginnende Essprobleme erkannt werden, desto besser können geeignete Maßnahmen eine ungünstige Entwicklung verhindern", so die Diplom-Psychologinnen.

Sie bieten Unterrichtseinheiten für 6. Klassen an, die als einzelne Informationsveranstaltungen stattfinden oder als Blöcke in Arbeitsgemeinschaften oder Projektgruppen integriert werden können. Dabei werden Themen wie Essstörungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten, Körperwahrnehmung, Essgewohnheiten, Ernährung und die Freude am Essen sowie Schönheit und Schönheitsideale durchgenommen.

Einziger Haken: Der Unterricht ist, wie alle anderen Angebote auch, kostenpflichtig, da das Zentrum zwar als gemeinnütziger Verein eingetragen ist, aber keine öffentlichen Gelder bekommt.

Aus diesem Grund veranstaltete das Zentrum nun anlässlich seines 20-jährigen Bestehens auch ein Benefizkonzert in der Freien Waldorfschule, bei dem die Gäste während der Auftritte des Brotfabrikchors und des Alfterer Wohnzimmerchors spenden konnten, um die Arbeit der Psychologinnen zu unterstützen. Denn schließlich ist das Zentrum die einzige Einrichtung im Umkreis, die sich ausschließlich mit Essstörungen beschäftigt und für jedermann offen ist - ob alt, jung, Mann oder Frau.

Das Bonner Zentrum für Essstörungen ist unter der telfonnummer (02 28) 21 01 26, per Email an info@b-z-e.de oder im Internet unter www.b-z-e.de zu erreichen.

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