Keine Lösung im Streit um Kinderlärm im Villenviertel

Kompromiss zwischen Beethovenschule und Anwohnern des Wiesenschulhofs gescheitert

  Die Beethovenschule  liegt im Wohngebiet zwischen Beethovenallee, Viktoria-, Plittersdorfer und Hohenzollernstraße.

Die Beethovenschule liegt im Wohngebiet zwischen Beethovenallee, Viktoria-, Plittersdorfer und Hohenzollernstraße.

Foto: Ronald Friese

Villenviertel. Es ist noch gar nicht lange her, dass sich der Pulverdampf um zwei Kindertagesstätten und deren Nachbarschaft an der Straße am Südfriedhof in Friesdorf verzogen hat, da müssen sich die Bonner Stadtverwaltung und die Bad Godesberger Kommunalpolitik erneut mit einem Konfliktherd derselben Art beschäftigten. Diesmal geht es um die Beethovenschule im Villenviertel, die seit dem Schuljahr 2006/07 auch Offene Ganztagsschule (OGS) ist.

Hier fühlen sich unmittelbare Anlieger des Schulareals durch die auf dem sogenannten Wiesenschulhof spielenden Grundschulkinder in ihrer Ruhe gestört und setzen sich "mit inakzeptablen Mitteln" dagegen zur Wehr, wie die CDU-Fraktion in einem Antrag an die Bezirksvertretung formuliert.

Einen vom Schulamt unterbreiteten Kompromissvorschlag zu einer eingeschränkten Nutzung des Schulhofs hätten die Nachbarn abgelehnt. Stattdessen würden die Kinder "nahezu täglich beschimpft, eingeschüchtert, bedroht, fotografiert und mittels einer Hundepfeife belästigt".

Es müsse endlich eine Möglichkeit gefunden werden, den Schulhof zu nutzen und die Schüler "vor den Übergriffen der Nachbarn zu schützen", meinen die Antragsteller und werden dabei von allen Fraktionen sowie der Schulverwaltung unterstützt.

"Kinderlärm ist kein Lärm", brachte Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann die gemeinsame Überzeugung des gesamten Gremiums auf den Punkt. Nachdem kein Entgegenkommen bei den Anwohnern gefruchtet habe, müsse die Auseinandersetzung nun wohl mit juristischen Mitteln ausgetragen werden, waren sich die Bezirksverordneten einig, die unter anderem von "Kinderfeindlichkeit" (Gieslint Grenz, SPD), "Psychoterror" (Ulrich Hauschild, FDP) und "Wild-West-Methoden" (Monika Heinzel, Grüne) seitens der Nachbarn sprachen.

Eine derartige "Hartnäckigkeit und Kompromisslosigkeit" habe er noch nicht erlebt, bestätigte der stellvertretende Schulamtsleiter Reiner Bockshecker und machte zugleich klar, dass sich die Verwaltung nun ebenfalls nicht mehr an das Kompromissangebot an die Nachbarn, das nach einem Ortstermin im Februar ergangen war, gebunden fühle.

Dieses sah laut Stellungnahme der Verwaltung vor, den Wiesenschulhof - unter Zurückstellung aller pädagogischen Bedenken - montags und freitags, abgesehen von den Pausenzeiten, nicht mehr zu nutzen und damit den Anliegern vier Tage hintereinander die Nutzung ihres Grundstücks ohne den von ihnen als störend empfundenen Geräuschpegel durch die Kinder zu ermöglichen.

Die Nachbarn hätten dieses Angebot jedoch abgelehnt und stattdessen den Montag und den Dienstag als "spielfreie Tage" gefordert, was wiederum von der Schule als nicht akzeptabel zurückgewiesen worden sei.

Dennoch habe sich die Schule bis Anfang Oktober an die angebotene Kompromissregelung gehalten. Da die Anlieger jedoch kein Interesse an einer einvernehmlichen Lösung hätten erkennen lassen, und angesichts der Tatsache, dass deren "Übergriffe inzwischen ein völlig inakzeptables Maß erreicht" hätten, sieht die Verwaltung nun keine Veranlassung mehr für die Schule und die OGS, weiterhin einseitig an ihrem Kompromissvorschlag festzuhalten.

Vielmehr will die Stadt das marode Spielgerät auf dem Wiesenschulhof jetzt erneuern. Außerdem soll eine "Lärmmessung unter Realbedingungen" durchgeführt werden, um "gegebenenfalls weitere Maßnahmen" zu ergreifen.

Und schließlich werde die Errichtung eines Sichtschutzes zum Nachbargrundstück geprüft, "um die verbalen Übergriffe der Anwohner und ein Fotografieren der Kinder künftig zu verhindern", kündigt die Verwaltung an. Die betroffenen Anlieger waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Selbstjustiz ist unzumutbar"

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