225 Jahre Schützen in Oberkassel feiern Jubiläum

Oberkassel · Die Jesus-Maria-Josef-Junggesellen-Schützenbruderschaft Oberkassel feiert in diesem Jahr ihr 225-jähriges Bestehen. Eröffnet wird das Jubiläumsjahr am Wochenende mit einer Ausstellung im katholischen Pfarrheim.

 Aufstellung: Der Schützenzug vor dem Oberkasseler Rathaus auf einer Fotografie von 1920.

Aufstellung: Der Schützenzug vor dem Oberkasseler Rathaus auf einer Fotografie von 1920.

Foto: Tanja Schneider

Es gibt nicht wenige Oberkasseler, die würden die Frage nach den höchsten Feiertagen im Jahr nach bestem Wissen und Gewissen mit „Kirmes“ beantworten. Die Tradition ist tief im Ort und in vielen Familien verwurzelt, sie bewegt Alt und tatsächlich auch Jung und lockt immer wieder Hunderte an den Straßenrand zu den Königsparaden. Seit Jahren. Die Jesus-Maria-Josef-Junggesellen-Schützenbruderschaft feiert in diesem Jahr ihr 225-jähriges Bestehen. Eröffnet wird das Jubiläumsjahr am Wochenende mit einer Ausstellung im katholischen Pfarrheim (Kastellstraße 21, Eintritt frei).

Die Geschichte der traditionsreichen Jesus-Maria-Josef-Junggesellen-Schützenbruderschaft, kurz JMJJSBO, beginnt 1794. In Paris beendet die Guillotine Leben und Schreckensherrschaft des Revolutionärs Robespierre, am französisch besetzten linken Rheinufer werden Sprache und Lebensgewohnheiten der Nachbarn „populaire“. Ihr Einfluss ist bei den Oberkassler Junggesellen noch heute sichtbar: Ihre Uniformen sind an die französische Zeit des Rheinlands angelehnt.

Hochwürden Jacob Anton Wirtz gründete die Junggesellenbruderschaft Ende des 18. Jahrhunderts unter dem Patronat der heiligen Familie und mit dem Ziel der Bruderschaftshilfe für junge Männer ohne Familien. Das älteste existierende Bruderschaftsbuch mit den Gründungsregeln belegt diese Wurzeln im Jahr 1794.

Alte Schriften zeigt die Ausstellung genauso wie zahlreiche Fotos, Zeitungsausschnitte, Uniformen, Waffen, Fahnen und Königsschilder sowie eine Dokumentation mit filmischem Material ab 1953. Bedenkt man, dass mindestens hundert Jahre alte Gegenstände als antik gelten, ist immer am Wochenende des dritten Sonntags im August im Grunde ein Museum auf Beinen unterwegs, wenn der Schützenzug durch Oberkassel geht. Der Brudermeisterstab etwa stammt aus dem Jahr 1800. Er gehört zu den Insignien des Brudermeisters, der so etwas wie der Vorsitzende des Vereins ist.

Exponate des "Wandermuseums" wollen gepflegt sein

Der ehemalige Schützenkönig Norbert Neunkirchen hat die Ausstellung organisiert. Er kümmert sich seit einigen Jahren gemeinsam mit seiner Frau Christa Vianden um den Fundus aus Uniformen und Waffen: Federn austauschen, Knöpfe ersetzen, ganze Kappen neu nähen. Die beiden statten die Chargierten – wie die Amtsträger im Schützenzug heißen – aus, sie bestellen neue Handschuhe oder Fräcke, Zylinder und was sonst noch so fehlt. Aber das meiste machen sie in Handarbeit und mit viel Liebe zum Detail. Die Exponate des „Wandermuseums“ wollen gepflegt sein.

„Die Fräcke sind im Laufe der Zeit alle ausgetauscht worden“, sagt Neunkirchen. „Unsere Gründungsmitglieder waren doch erheblich kleiner als die Jungs heute. Und schmaler.“ Etwa 30 solcher Uniformen sind im Schützenzug unterwegs, weitere 40 hat der Verein in Reserve.

Im vergangenen Jahr hatte Neunkirchen die Idee zur Jubiläumsaustellung und begann, Exponate zu sammeln. „Wir haben einen Aufruf gemacht, dass wir Exponate suchen“, sagt Neunkirchen. der Rücklauf war enorm. „Viele haben uns Leihgaben zur Verfügung gestellt. Alte Fotos und Zeitungsausschnitte oder auch Filmmaterial.“ Vieles, was am Wochenende im katholischen Pfarrheim zu sehen sein wird, stammt aus der Sammlung des Heimatvereins, von der Bruderschaft und eben von Privatleuten.

Die ältesten Fotos datieren von 1920, das älteste Königsschild ist das des ersten Königs Christian Pfeiffer aus dem Jahr 1819. Es gehört ganz traditionell zu den Schildern, die immer an der Königskette hängen, die von Bruderschaftsmitgliedern in beiden Weltkriegen versteckt wurde. Jeder König lässt ein silbernes Schild individuell gestalten, das er zu den Festivitäten des Vereins trägt. Nach seinem Tod geht es in den Besitz der Bruderschaft über und gehört dann zu dem Fundus, aus dem die Kette für den amtierenden König zusammengestellt wird.

Der letzte König vor dem Zweiten Weltkrieg, Peter Nuyen, so ist es überliefert, holte die Kette in den letzten Kriegstagen 1946 aus dem Schließfach bei der Bank und versteckte sie vor den einmarschierenden Amerikanern in seinem Keller unter den Briketts. Eine von vielen Geschichten aus dem lebendigen JMJJSBO-Museum, von denen die Ausstellung erzählt.

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