Maarstraßen-Anschluss Verkehrsströme in Bonn auf dem Prüfstand

Beuel · Die Ratskoalition hinterfragt die Auswirkungen des Maarstraßen-Anschlusses auf das Beueler Straßennetz. Besonders kritisch sehen die Politiker das Junktim mit Schließung des Autobahnanschlusses Pützchen.

Die gesamte Beueler Verkehrssituation östlich der Bundesbahnstrecke soll auf den Prüfstand kommen. So will es jedenfalls die aus CDU, Grünen und FDP bestehende Koalition im Stadtrat. Auslöser für diese Grundsatzdebatte sind gleich mehrere Verkehrsprojekte, die aber nach Ansicht der Politiker nur einzelne Mosaiksteine einer schwierigen Gemengelage sind. Zum einen wirft der immer näher rückende Bau des Maarstraßen-Anschlusses im Gewerbegebiet Beuel-Ost viele Fragen auf und zum anderen bereitet die verwaltungsintern ins Stocken geratene Planung für den Büro- und Gewerbepark Pützchen (ehemaliger Wissenschafts- und Technologiepark) Sorgen.

Die Planungssprecher Bert Moll (CDU), Rolf Beu (Die Grünen) und Frank Thomas (FDP) haben jetzt die Initiative ergriffen, damit die Verkehrsadern im Straßennetz von Fachleuten noch einmal auf ihre Zukunftsfähigkeit überprüft werden. In der März-Sitzung des Planungsausschusses steht eine Große Anfrage der drei Parteien auf der Tagesordnung, die nach Einschätzung einiger Verkehrsexperten jede Menge Zündstoff enthält. Elf Fragen, die eine umfangreiche Beantwortung auslösen, hat die Politik der Verwaltung gestellt. Eine Stellungnahme der Stadt zur Ausschusssitzung liegt derzeit noch nicht vor. „Ich weiß, dass die Bereitschaft der Stadt Bonn und des Landesbetriebs Straßen NRW nicht groß ist, über die Sinnhaftigkeit bereits beschlossener Verkehrsprojekte nochmals zu diskutieren. Aber in diesem Fall wäre es fahrlässig, es nicht zu tun. Wir wollen ergebnisoffen in die Diskussion einsteigen und die Funktionalität aller Verkehrsbeziehungen hinterfragen. Es geht um das große Ganze, das die Verkehrsinfrastruktur Beuels für Jahrzehnte prägen wird“, sagte Bert Moll in einem Gespräch mit dem GA.

Rolf Beu, Planungssprecher der Grünen-Ratsfraktion, bezeichnet die Verkehrsplanung für den Beueler Osten als „extrem wichtig“, weil sie wegen der Autobahn 59 auch Auswirkungen auf das gesamte übergeordnete Straßennetz in Bonn hat: „Der Maarstraßen-Anschluss hat eine sehr lange Vorgeschichte in Bonn und ist von der Planungsdauer nur noch mit den Themen Hardtbergbahn und Südtangente vergleichbar. Deshalb ist es dringend erforderlich, den für das Gewerbegebiet Beuel-Ost geplanten Autobahnanschluss und die damit verbundenen Konsequenzen noch einmal auf Notwendigkeit und Leistungsfähigkeit hin zu prüfen.“

Frank Thomas, Planungssprecher der FDP-Ratsfraktion, betonte: „Die FDP unterstützt die aktuellen Planungen für den Maarstraßen-Anschluss. Gleichwohl begrüßen wir jede Möglichkeit, die dazu führen könnte, den Anschluss Pützchen an der Siegburger Straße offenzuhalten, um den innerstädtischen Verkehr zu entzerren. Das Deckblattverfahren böte jetzt dazu die Möglichkeit, ohne das Verfahren insgesamt zusätzlich zu verzögern.“ Die Verkehrspolitiker ärgert das seit vielen Jahren existierende Junktim, wonach die an der Siegburger Straße gelegene Anschlussstelle Pützchen der Autobahn 59 geschlossen werden muss, wenn die neue Anschlussstelle Maarstraße in Betrieb ist. Brisanz hat die vom Bund angeordnete Schließung aktuell dadurch erhalten, dass die Verkehrsplaner der Stadt Bonn schon jetzt nicht wissen, wie sie künftig den zusätzlichen motorisierten Individualverkehr, der durch den geplanten Büro- und Gewerbepark entstehen wird, auf das Beueler Straßennetz verteilen soll. Die Kapazitäten der Siegburger Straße sollen nach Auskunft Molls jedenfalls nicht ausreichen. „Wenn dann auch noch die angrenzende Autobahnauffahrt Pützchen geschlossen werden sollte, wäre das Verkehrschaos in Pützchen, Bechlinghoven und Beuel-Ost perfekt“, erklärte Moll. Es sei doch jetzt schon fatal, dass die Stadt Bonn mit dem dringend benötigten Büro- und Gewerbepark nicht in Gang käme. „Ich weiß von meinen Beueler Parteikollegen, dass einige namhafte Beueler Unternehmen dringend Gewerbeflächen zum Expandieren benötigen, die Stadt aber keine Flächen anbieten kann“, so Moll.

Der elf Punkte umfassende Fragenkatalog der drei Politiker betrifft den Verkehrsraum zwischen Nord- und Südbrücke sowie zwischen Königswinterer Straße und Reinold-Hagen-Straße (L 83). Dabei geht es nicht nur um die Neuordnung des motorisierten Individualverkehrs, sondern auch um eine Optimierung des Öffentlichen Personennahverkehrs.

Der Planungsausschuss tagt am Mittwoch, 20. März, ab 18 Uhr, im Ratssaal im Bonner Stadthaus.

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