Basketball-Bundesliga Baskets mit Leidenschaft gegen offensivstarke 46ers

BONN · Telekom Baskets erwarten im ersten Heimspiel unter ihrem neuen Cheftrainer Chris O'Shea Playoff-Konkurrent Gießen. Die Gäste bringen einen starken Angriff mit Center John Bryant und dem ehemaligen Bonner Spielmacher Jared Jordan mit.

 In Sachen Leidenschaft sieht das doch schon mal gut aus: Auf Martin Breunig kommt mit John Bryant eine Herkulesaufgabe zu.

In Sachen Leidenschaft sieht das doch schon mal gut aus: Auf Martin Breunig kommt mit John Bryant eine Herkulesaufgabe zu.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Frühmorgens um fünf Uhr ist für Chris O'Shea neuerdings die Nacht zu Ende. Er ist kein Fan besonderer Mondkonstellationen. Auch die Australian Open treiben ihn nicht aus dem Bett. Es ist sein Job. Und wenn er davon erzählt, strahlt er genau das aus, was er seiner Mannschaft vermitteln und in ihr verankern will: positives Denken.

Seit vergangenem Donnerstag ist der Mann aus Palmer, einer Kleinstadt in Alaska, der Cheftrainer der Telekom Baskets Bonn. Eine Woche später war klar, dass er es bleiben soll. Die Baskets entfernten das Präfix „Interims-“vom Headcoach und beendeten die Trainersuche.

Am Samstag (20.30 Uhr) bestreitet O'Shea gegen die Giessen 46ers sein erstes Heimspiel mit der Verantwortung an der Seitenlinie im Telekom Dome. Er freut sich darauf. „Es war ja die ganze Woche so viel ,Erstes' dabei, aber das erste Heimspiel als Cheftrainer ist definitiv etwas Besonderes“, sagt O'Shea. „Wir sind alle sehr motiviert und wollen vor unseren Fans zeigen, was wir können.“

Als Co-Trainer der Chefs Mathias Fischer, Carsten Pohl, Silvano Poropat und zuletzt Predrag Krunic hatte er sich stets im Hintergrund gehalten. Ihm wurde dann „offen und ehrlich“, so sagt er, mitgeteilt, dass ein neuer Trainer gesucht werde und er eine Übergangslösung sei. „Insofern war es nicht mein oberstes Ziel zu beweisen, dass ich auch Headcoach kann, sondern das Beste aus der Situation zu machen und die Mannschaft gut auf Bamberg und Venedig vorzubereiten.“

Was über ihn bekannt war: Er erledigt akribisch einen Co-Trainerjob, den in anderen Vereinen zwei oder mehr Assistenten erledigen. Der US-Amerikaner, in dessen Deutsch oft ein österreichischer Akzent aufblitzt, zeigte aber in den beiden Spielen in Bamberg und Venedig, dass er Headcoach durchaus kann und er den immer wieder unter seinen Möglichkeiten spielenden Basketball-Bundesligisten zur Entfaltung seines Potenzials bringt. Die Verantwortlichen sahen darin mehr als nur die kurzzeitige Reaktion auf den sprichwörtlichen „neuen Besen“. Sie sahen in den Leistungen eine aufsteigende Tendenz.

O'Shea macht Unterschied in der Defensive aus

„Wir haben von Anfang mehr Reden gefordert“, sagt O'Shea über das erste Rädchen, an dem er drehte. „Wenn man viel redet und reden muss, dann muss man automatisch aktiver sein. Das macht die Verteidigung automatisch wacher, das wiederum gibt mehr Energie.“ Klingt einfach. O'Shea erklärt weiter, warum das eine so große Wirkung erzielte. „Ich glaube, dass die Kommunikation das Vertrauen in der Mannschaft verbessert. Ohne Kommunikation kein Vertrauen. Ich spiele Defense und weiß, wenn etwas schiefläuft, sind meine Mitspieler da, um mir zu helfen. Darauf vertraue ich. Das ist wichtig.“

Er glaubt, dass das ein wesentlicher Unterschied war in den beiden Spielen unter seiner Regie. „Auch wenn es nicht perfekt war, alle waren bereit, einander zu helfen. Das Energieniveau war höher. Und das lag an der Kommunikation. Es war der einfachste Weg, in der kurzen Zeit etwas zu bewirken.“

Beinahe nie sagt er „ich“, fast immer „wir.“ „Es geht nicht um mich, um Savo, um Josh oder um TJ. Es geht um die ganze Gruppe. Wir alle wollen unser Potenzial abrufen. Gemeinsam.“ Und das als nächstes gegen Gießen. Wie schon zu Dienstbeginn gegen Bamberg erinnert O'Shea sein Team daran, dass es schwierige Phasen geben wird. In einzelnen Spielen genauso wie in der Saison. „Wir müssen zusammenhalten und gemeinsame Lösungen finden. Konstant erfolgreich sind Mannschaften, die schnell aus schwierigen Situationen herausfinden.“ Keinesfalls sollen kleine negative Erfahrungen im Spiel zu negativen Gedanken und dann in einen negativen Strudel führen.

Gegen Gießen ist die Bonner Defense gefordert. Da kommt eine gefährliche Offensive mit vielen Waffen: MVP-Kandidat John Bryant auf der Centerposition, der beim Bonner Sieg in Hessen vor drei Wochen verletzt aussetzte, die stets gefährlichen David Bell, Larry Gordon und Brandon Thomas sowie neuerdings der Ex-Bonner Jared Jordan, seines Zeichens Assistkönig der BBL.

„Die 46ers spielen sehr schnellen Basketball und haben mit John Bryant einen der dominantesten Spieler der Liga. Das wird eine Herausforderung für unsere Defensive“, sagt O'Shea. „Wir werden uns überlegen, welche ihrer vielen Waffen wir ihnen wegnehmen werden, und wollen verhindern, dass sie zu einfachen Punkten kommen. Bryant kann man nicht ausschalten, aber er wird hart für seine Punkte arbeiten müssen.“

O'Shea will, dass aus Mannschaft und Fans wieder eine Einheit wird, aus dem Telekom Dome eine Festung. „Wir wissen aber, dass wir uns das verdienen müssen. Die Mannschaft will, sie hat einen guten Charakter. Es ist den Jungs nicht egal, wenn Fans enttäuscht oder frustriert nach Hause gehen“, sagt der Headcoach-Novize. „In Bonn wollen die Fans sehen, dass die Mannschaft mit Leidenschaft spielt und sich auf ihre Aufgabe freut. Und das werden sie sehen.“

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