Trickbetrügerin nimmt Hennefer 10 000 Euro ab

Vor Gericht hat 46-Jährige ihren Typ verändert, bestreitet die Tat und wird am Ende doch verurteilt

Hennef. Mit einer abenteuerlichen Geschichte und dreistem Auftreten schaffte es eine 46-jährige Trickbetrügerin im Dezember 2004, einem 79-jährigen Hennefer sein Erspartes abzuschwindeln. 10 000 Euro "lieh" ihr der Senior - und sah das Geld nie wieder. Als Täterin wurde die vorbestrafte 46-Jährige ermittelt und am 9. November vergangenen Jahres vom Siegburger Amtsgericht wegen Betruges zu 15 Monaten Haft auf Bewährung und 1 000 Sozialstunden verurteilt. Nun sitzt sie in der Berufung vor dem Bonner Landgericht und bestreitet die Vorwürfe auch dort.

Sie will nicht die Frau gewesen sein, die damals bei dem Senior klingelte, um ihm ein Besteck zu verkaufen und ihm schließlich, als er sie hinein ließ, eine abenteuerliche Geschichte erzählte: Der Zoll habe mehrere Teppiche von ihr beschlagnahmt, und in die seien 120 000 US-Dollar eingenäht. Jetzt brauche sie schnell 10 000 Euro, um die Teppiche auszulösen.

Sie bat den Senior, ihr das Geld zu leihen, sie bringe es ihm sofort zurück - plus 5 000 Euro als Dankeschön. Der 79-Jährige gab seine Skepsis auf, als die Frau ihm anbot, als Pfand ihre im Auto sitzende 18-jährige Tochter bei ihm zu lassen.

Der Hennefer fuhr mit seinem Auto vor ihr her zu seiner Bank, hob 10 000 Euro ab und gab sie ihr, als die Tochter zu ihm kam. Doch plötzlich fiel der jungen Frau ein, dass sie ihr Handy im Auto der Mutter vergessen habe. Sagte es, sprang in den Wagen der Mutter, und weg waren die beiden Frauen. Der Senior notierte sich das Autokennzeichen, setzte noch eine Weile Hoffnung in das Gute im Menschen und ging dann zur Polizei. Die ermittelte die 46-Jährige, und der Senior erkannte sie auf Polizeifotos wieder.

Doch die 46-Jährige bleibt dabei: "Ich war das nicht." Tatsächlich hat sie äußerlich nichts gemein mit der Frau, die damals im Schlabberlook und rotblondem Haar bei dem Senior klingelte. Im schicken schwarzen Kostüm mit halblangem schwarzen Haar sitzt sie gepflegt auf der Anklagebank. Dieses Outfit hatte schon im Siegburger Prozess dazu geführt, dass sowohl Opfer als auch der ermittelnde Polizist glaubten, die falsche Frau sitze vor Gericht.

Doch der Siegburger Richter klärte diese Frage schnell: Er ließ die Fingerabdrücke nehmen, es waren die der Frau, die der Senior auf dem Foto erkannt hatte.

Auch am Donnerstag überzeugt die Frau nicht mit ihrem Auftritt als verfolgte Unschuld. Es bleibt bei den 15 Monaten Haft auf Bewährung, allerdings reduziert Richter Klaus Reinhoff die Sozialstunden auf 200: Es könne keiner Institution zugemutet werden, mehr zu beaufsichtigen. Der Angeklagten hält er vor: "Was Sie getan haben, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Sie haben die Gutgläubigkeit alter Menschen erbarmungslos ausgenutzt."

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