Tastenputzer versuchen sich als Jungunternehmer

20 Oberpleiser Realschüler der neunten und zehnten Klassen gründen eigene Firma - Aktion wird vom Institut der deutschen Wirtschaft getragen

Tastenputzer versuchen sich als Jungunternehmer
Foto: Homann

Oberpleis. Im Siebengebirge sind "Die Tastenputzer" am Werk. 20 Schüler aus der neunten und zehnten Klasse der Realschule Oberpleis gründeten eine eigene Firma. Wie der Name schon sagt: Sie säubern Tasten, und zwar die von Computern.

Intensiv haben sie die Eröffnung ihres eigenen Geschäfts vorbereitet. Auch Flyer und Werbeplakate sind fertig. Die Kundensuche kann also beginnen. Wie gewissenhaft die Jungunternehmer ans Werk gehen, zeigte jetzt die Hauptversammlung. Sogar die gibt's in der Firma der Schüler. Die Jugendlichen orientieren sich nämlich an den gleichen Regeln wie die großen Firmen Siemens, Daimler und Co.

Insgesamt 50 solcher Schülerfirmen wurden in Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen. Getragen wird die Aktion "Junior" vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Das Ziel: Junge Menschen sollen in der Praxis mit den wichtigsten wirtschaftlichen Grundprinzipien vertraut gemacht werden.

Bei diesem Ausflug ins Wirtschaftsleben, der auf ein Schuljahr begrenzt ist, sollen auch Selbstständigkeit, Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein sowie Teamfähigkeit entwickelt werden. 90 Anteilscheine zu je zehn Euro erhielt jede Firma. Jeder Jungunternehmer zeichnete selbst einen Schein. Für den Rest mussten Anteilseigner gewonnen werden. Die meisten Anteile sind bereits verkauft. Das Startkapital haben die Schüler somit bereits fast komplett "im Sack".

Die Hauptversammlung bot nun Gelegenheit, dem Vorstand auf den Zahn zu fühlen. "Wir wollen dieses Projekt unterstützen. Das ist eine tolle Sache, sehr professionell. Schade, dass wir nur jeweils einen Schein erwerben können", so Magdalena und Herbert Schmitt aus Bad Honnef, deren Patentochter Annechristin Schmitt sie nicht lange zum Mitmachen überreden musste. Die junge Dame war die Starverkäuferin. Sie wurde 40 Scheine los und gehört als Marketingleiterin auch zum Vorstand.

Finanzleiter ist Lukas Berndt, Verwaltungsleiterin Barbara Kluth, und die Technikabteilung nahm Thomas Batke unter seine Fittiche. Zum Vorstandsvorsitzenden wählten die jungen Unternehmer, die alle dem Aufsichtsrat angehören, Marco Basile. Der 17-Jährige hatte nun auch der Hauptversammlung Rede und Antwort zu stehen. Wie ist das mit der Geschäftsidee? Wie funktioniert die Praxis? Die Antworten kamen für manchen sicher überraschend: So müssen alle Firmenmitglieder putzen. Führungsarbeit gilt als Zusatzaufgabe; Vorstände werden mit 60 Cent pro Stunde honoriert, Arbeiter erhalten zehn Cent weniger. "Bei uns herrscht Harmonie", betonte Marco Basile.

Das Reinigungsverfahren wurde bereits erprobt. Tastaturen werden auch beim Kunden abgeholt. Die Preise für die Reinigung bewegen sich zwischen zwei und fünf Euro. Lieferzeit: bis zu zwei Tagen. Auch ein Versicherungsschutz besteht, wie in einer normalen Firma auch. Aber: "Sonderprämien für Manager werden nicht bezahlt", nennt Marco Basile einen wichtigen Unterschied. "Chef sein, ist gar nicht so leicht. Am Anfang war es schwierig, dass alle die Fristen für ihre Aufgaben einhielten. Jetzt klappt es", berichtete er weiter.

Bei einem Workshop erhielten Führungskräfte außerdem wertvolle Tipps. Unternehmens-Pate ist Lehrerin Sylvia Grosse. Alle Schüler erhalten neben einer Note ein Zertifikat, von dem sie sich bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz Pluspunkte erhoffen. Die meisten haben bereits genaue Vorstellungen. Victoria Ebert möchte etwas mit Marketing machen, Corinna Türich etwas auf der sozialen Schiene, Simon Weissinger will in den Ein- und Verkauf gehen. Tatjana Luis, deren Mutter Petra Luis als Wirtschaftspate von "Die Tastenputzer" fungiert, schwankt noch zwischen Rechtsanwaltsgehilfin und dem Hotelwesen.

Mal schauen, was den Eignern am Ende ausgezahlt wird. "Mehr als 16 000 Euro darf ein Juniorunternehmen aber nicht machen", lachte Vorstandschef Basile.

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