Jede Minute kann über Leben oder Tod entscheiden

Anfrage der Grünen im Kreistag zur Situation der Notärzte im Kreis - Flächendeckende Versorgung scheint in Gefahr - Krankenhäuser reduzieren Freistellungen

Jede Minute kann über Leben oder Tod entscheiden
Foto: Gausmann

Kreis Ahrweiler. Im Falle eines Unfalls oder einer plötzlichen Erkrankung konnten sich die Menschen im Kreis Ahrweiler bislang auf die flächendeckende Versorgung mit Notärzten verlassen.

Laut Vorgaben durch das Rettungsdienstgesetz des Landes Rheinland-Pfalz müssen die Standorte von Rettungswachen geografisch so verteilt liegen, dass die Einsatzkräfte binnen 15 Minuten nach der Alarmierung vor Ort sein können.

In einer schriftlichen Anfrage - das Schreiben liegt dem General-Anzeiger vor - an Landrat Jürgen Pföhler fragt Wolfgang Schlagwein, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, nach möglichen Auswirkungen auf die Notarztversorgung im Rettungsdienst durch die Anpassung des Arbeitszeitgesetzes an europäisches Recht.

In dem Schreiben stellt Schlagwein unter anderem folgende Fragen: Welche Auswirkungen ergeben sich aufgrund der Anpassungen für die notärztliche Versorgung der Bevölkerung im Kreis Ahrweiler? Sind Versorgungslücken beim Einsatz von Notarzttransportwagen bereits eingetreten oder zu befürchten? Müssen die Standorte der Rettungswachen im Kreisgebiet überprüft oder sogar verändert werden?

Ein Großteil der Einsatzstunden der Notärzte wird bislang durch die Bereitschaftsärzte der im Kreis Ahrweiler ansässigen Krankenhäuser abgedeckt. Neben dem regulären Dienst im Krankenhaus, dem Dienst auf den Stationen, rücken die Mediziner als Besatzung eines Notarztwagens im Ernstfall mit aus. Aufgrund der nötigen Anpassung des Arbeitszeitgesetzes werden die Krankenhäuser jetzt allerdings gezwungen, die Höchstarbeitszeit des medizinischen Personals für die Aufrechterhaltung des eigenen Krankenhausbetriebes voll auszuschöpfen. Ein Bereitschaftsdienst für den Notarzteinsatz wäre somit aufgrund der dann eintretenden Überschreitung der zulässigen Arbeitszeiten nicht mehr möglich.

In einem Schreiben, das dem General-Anzeiger ebenfalls vorliegt, äußert sich ein Angestellter im Rettungsdienst schon jetzt zu der Problematik. Demnach komme es in den Bereichen Adenau und Remagen zu zeitweiligen Abmeldungen des Notarztes in 40 bis 50 Prozent der möglichen und notwendigen Bereitschaftszeit. Bislang seien diese "Fehlzeiten" allerdings nicht aufgefallen, da diese Lücken durch den am Krankenhaus in Bad Neuenahr stationierten Notarzt aufgefangen wurden.

Seit Ende 2006 habe sich die Situation aber verschärft, da auch das Kreis-Krankenhaus eine Notärztebereitschaft dauerhaft stellen könne. Laut Auskunft des Rettungsdienstlers kamen in der Vergangenheit bereits Notärzte aus Rheinbach sowie aus Bonn im Kreisgebiet zum Einsatz.

Die Kreisverwaltung teilte am Mittwoch dazu mit, dass die neue Sachlage bekannt ist. Zuständig für die Notarztversorgung im AW-Kreis ist die Rettungsleitstelle Mayen. Vor Ort stehen die Notärzte der Krankenhäuser in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Remagen und Adenau bereit. Das DRK schickt die Rettungswagen. Bei Bedarf kann die Notarztversorgung aus Nachbarstandorten wie Andernach, Bonn und Euskirchen sowie per Rettungshubschrauber ergänzt werden.

Die Kreisverwaltung habe bereits im Dezember die Initiative ergriffen, um mit allen Beteiligten, auch der Krankenkassen, eine Dauerlösung zu erarbeiten, um Versorgungslücken zu vermeiden.

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