Streit um Damm am Rheidter Werth

Bürger und die Stadt äußern Bedenken gegen den 1,5 Kilometer langen Bau zum Nutzen der Rhein-Schifffahrt

Streit um Damm am Rheidter Werth
Foto: Axel Vogel

Niederkassel. Das Wasser- und Schifffahrtsamt Köln will vor dem Rheidter Werth im Rhein einen Damm bauen. Um dieses sogenannte Parallelwerk errichten zu dürfen, wurde ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet.

Ziel ist es, die Fahrrinne dauerhaft freizuhalten, ohne dass immer wieder das Flussbett ausgebaggert werden muss. Doch die Stadt Niederkassel hat Einwände, die sie im Planfeststellungsverfahren geäußert hat. "Das Vorhaben ist ein Eingriff in das Landschaftsbild", sagt Beigeordneter Helmut Esch. Und das müsse bei aller Bedeutung der Schifffahrt unangetastet bleiben.

Zunächst ist der Bau des rechtsrheinischen Parallelwerks auf einer Länge von rund 1,5 Kilometern und einer Breite von zwei Metern entlang des Rheidter Werths geplant. Dieser Damm, so erhofft sich das Wasser- und Schifffahrtsamt, soll eine 2,50 Meter tiefe Fahrrinne garantieren und für eine Verringerung der fortschreitenden Erosion sorgen.

Die FachbegriffeWerth nennt man eine Flussinsel, vor allem für Inseln im Rhein ist die Bezeichnung gebräuchlich. Oft handelt es sich um Land, das zwischen dem Fluss und einem stehenden Gewässer liegt.

Meist ist es ein Altarm des Fließgewässers, auch Altwasser genannt, das entweder mit einer viel geringeren Geschwindigkeit oder gar nicht fließt, weil es durch Ablagerungen oder Verschwenkungen des Flussbetts abgetrennt ist. Meist sind Altwasser als Auenlandschaften wichtiger Lebensraum für Vögel, Fische und Insekten, aber auch Auffangbecken für Hochwasser.

Schwer wiegt aus Eschs Sicht der Eingriff, weil das Rheidter Werth ein Pilotprojekt des "Grünen C" ist, eines Strukturprogramms unter dem Dach der Regionale 2010. Dessen Sinn ist es, naturnahe Erholung und Landschaftsschutz zu verknüpfen. Als krönender Abschluss ist die Wiederherstellung der Wasserverbindung zwischen dem Laach genannten Altarm und dem Rhein vorgesehen.

Das Parallelwerk ist mit diesem Teilaspekt der Planung im Regionalkonzept Grünes C nicht vereinbar", moniert Esch. Niederkassel will nun verhindern, dass der Dammbau den Durchstich unmöglich macht, der das Rheidter Werth wieder von der Halbinsel zur vom Rhein umspülten Insel macht.

Zwar hat das Wasser- und Schifffahrtsamt Ausgleichsmaßnahmen auf dem Rheidter Werth geplant. So soll das Fischerei-Schonrevier, heute wie ein kleiner See durch einen überbrückten Damm vom Altarm abgetrennt, wieder durch einen Tunnel mit der Rheidter Laach zusammenfließen. Und dieser Plan ist im Sinne der Stadt.

Allerdings: "Zur Wiederherstellung einer natürlichen Wasserverbindung fordern wir jedoch eine größer dimensionierte Durchflussmöglichkeit in Form eines Brückenbauwerkes." Esch geht davon aus, dass die Pläne nachgebessert werden.

Parallel dazu hofft die Interessengemeinschaft Rheidter Werth, dass der Status Quo weitgehend beibehalten wird. Anders als bislang von der Stadt geplant, soll der Aschesportplatz nicht aufgegeben, sondern als "wichtige Begegnungsstätte", als Spiel- und Bouleplatz erhalten bleiben, fordert Sprecherin Doris Florin. Sie plädiert auch dafür, die "Halbinselstruktur beizubehalten", weil sie glaubt, dass es den nistenden Fledermäusen zuträglich sei und der Damm den Grundwasserspiegel verändern könne.

Außerdem führt Florin die Kosten als Gegenargument und verlangt eine umfassende Information der Bürger: "Werden hier Steuergelder verschwendet?" Dazu Esch: "Es ist bei der Umgestaltung des Werths noch nichts entschieden." Allerdings sei die Stadt der falsche Ansprechpartner: "Frau Florin hatte während des Planfeststellungsverfahren Gelegenheit gehabt, ihre Bedenken vorzutragen."

Derweil gibt die CDU der Interessengemeinschaft Rückendeckung: Nico Pestel ließ wissen, dass die Landesmittel zur Renaturierung des Rheidter Wertes in Gefahr seien, wenn die Sportplätze weiter genutzt würden. "Klar ist aber, dass die CDU-Fraktion keiner Planung zustimmen wird, die eine Nutzung des Rheidter Werths zur Naherholung ausschließt." Das Gebiet müsse weiterhin für Spaziergänger, Radfahrer und Naturfreunde zugänglich sein, die ausreichenden Spiel- und Sporteinrichtungen aufgewertet werden.

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