Bundeswehr in Siegburg Musikkorps feiert in Siegburg 60. Geburtstag

Siegburg · Das Symphonische Blasorchester der Bundeswehr feiert am Mittwoch in Siegburg seinen 60. Geburtstag

 Das Bundeswehr-Musikkorps, 1957 noch Stabsmusikkorps, mit dem ersten Dirigenten, Hauptmann Friedrich Deisenroth.

Das Bundeswehr-Musikkorps, 1957 noch Stabsmusikkorps, mit dem ersten Dirigenten, Hauptmann Friedrich Deisenroth.

Foto: Bundeswehr Musikkorps

Beim Internationalen Militärmusikfestival 2012 in Moskau stand das Musikkorps der Bundeswehr auf einmal ohne Instrumente da. Der Zoll hatte sie einkassiert und erst in letzter Minute freigegeben. „Wir hatten dann nicht mehr viel Zeit alles vorzubereiten, aber dank unseres Teamgeistes hat beim Konzert niemand etwas davon gemerkt“, erinnert sich Andreas Bachmann. Der Hornist war damals ganz neu im Symphonischen Blasorchester der Bundeswehr, das am Mittwoch 60 Jahre alt wird.

Am 16. Februar 1957 wurde das damalige Lehrmusikkorps aufgestellt. Die hellhörigen Holzbaracken außerhalb von Rheinbach blieben nur zwei Jahre Probenort. Zusammen mit dem Wachbataillon wurden die Musiker 1959 nach Siegburg in die Brückberg-Kaserne verlegt und in Stabsmusikkorps umbenannt. Der protokollarische Ehrendienst gehörte damit zu den Hauptaufgaben des Ensembles. Dazu zählen unter anderem Staatsempfänge, Akkreditierungen von Botschaftern und die Verabschiedung des Bundespräsidenten.

„Das ist ein besonderer Moment, wenn ich bei einem Auftritt Augenkontakt mit einem Präsidenten habe“, sagt Saxofonist Thorsten Zink. 1994 erlebte er den Staatsbesuch von US-Präsident Bill Clinton in Bonn mit. Vier Jahre später ging es mit dem damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog nach Jordanien. „Dort haben wir in einem Amphitheater gespielt und mussten unterbrechen, als der Muezzin zum Gebet rief“, erzählt Zink.

Auch der 27-jährige Andreas Bachmann hat schon einige Reisen als Berufsmusiker miterlebt. „Das ist zwar nicht wie auf Klassenfahrt, aber dennoch kommt man seinen Kollegen in diesem kreativen Beruf näher als in einem Bürojob“, sagt er. Vor allem bei den obligatorischen Busfahrten nach Berlin. Inzwischen sind die Kameraden vom Wachbataillon ganz in die Hauptstadt umgezogen. Im Jahr 2000 übernahm dort ein neues Stabsmusikkorps die protokollarischen Ehrendienste. Die Siegburger wurden in das Musikkorps der Bundeswehr umbenannt und spielen seitdem als repräsentatives Konzertorchester auf zahlreichen Festivals und Galaveranstaltungen im In- und Ausland.

Den ungewöhnlichsten Auftritt hatten die Musiker 2015 beim Heavy-Metal-Festival in Wacken zusammen mit der Band U.D.O vor rund 70 000 Zuschauern. Es habe so gestürmt, dass sie die ganze Zeit ihre Noten sichern mussten, erzählt Bachmann. Aufregung sei keine aufgekommen. Auftritte wie beim Volkstrauertag im Bundestag seien da aufregender, bestätigt Zink. „Alles ist ruhig, und dann geht die rote Lampe an und du musst spielen.“

Solche Gänsehautmomente gab es in der sechzigjährigen Geschichte des Ensembles öfter: 1965 spielten sie beim Staatsbesuch von Königin Elisabeth II., 1980 vor Papst Johannes Paul II. und 1990 in Ost-Berlin. Zum 25. Jubiläum des Mauerfalls führten sie in Frankfurt die Freiheitssymphonie „Wir sind das Volk“ auf. Am Mittwoch feiern sie ihr eigenes Jubiläum mit einem Festakt.

Die Proben für die nächsten Konzerte gehen unter Leitung von Oberstleutnant Christoph Scheibling unbeirrt weiter. Seit 2012 dirigiert der 47-Jährige das Musikkorps, aus dem auch einige kleinere Ensembles hervorgehen, beispielsweise jeweils ein Blechbläser- und Holzbläser-Quintett sowie eine Combo für besondere Auftritte wie den Karnevalsempfang im Kanzleramt. „Wir können viele musikalische Bedürfnisse erfüllen, und gerade das macht den Reiz aus“, beschreibt Bachmann seine Begeisterung. Nach seiner vierjähriger Vorbereitung beim Ausbildungsmusikkorps und im Musikstudium ist der Lernprozess auch nach der Abschlussprüfung noch lange nicht beendet. Die musikalische Reise mit dem Musikkorps der Bundeswehr geht weiter.

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