Integration in Siegburg Tanzen für kulturelle Vielfalt

Siegburg · Deutsche und internationale Schüler des Gymnasiums Alleestraße zeigen eine Performance. Seit Februar 2016 gibt es an der Schule eine internationale Vorbereitungsklasse. 18 Schülerinnen und Schüler aus fünf Ländern, die nach Deutschland geflohen sind, lernen dort.

 Die Schüler des Gymnasiums Alleestraße liefern mit ihrer Performance den überzeugenden Beweis, dass Integration fuktioniert.

Die Schüler des Gymnasiums Alleestraße liefern mit ihrer Performance den überzeugenden Beweis, dass Integration fuktioniert.

Foto: Paul Kieras

Kinder laufen wild durcheinander, spielen Fangen, lachen und haben Spaß. Urplötzlich zerreißt der durch Mark und Bein gehende Heulton einer Sirene die unbeschwerte Heiterkeit: Fliegeralarm. Entsetzen ist von den Gesichtern der Mädchen und Jungen abzulesen. So oder ähnlich sieht es wohl täglich in den Kriegsgebieten der Welt, allen voran Syrien, aus. Die gespenstische Szene, die bei den Zuschauern Beklemmungen auslöste, ist Teil einer multimedialen Tanzperformance unter dem Titel „BegegnungsRäume“, die am Donnerstagabend im Stadtmuseum aufgeführt wurde.

Produziert von Eva Barbara Klein, langjährige Leiterin des Theaterbereichs des Gymnasiums Alleestraße und Vorstandsmitglied des Siegburger Kulturvereins „facettenreich“, in Kooperation mit dem Stadtmuseum und Kleins ehemaliger Schule. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Bildung und Forschung und dem Bundesverband „tanzinschulen“.

Seit Februar 2016 gibt es am Gymnasium Alleestraße eine internationale Vorbereitungsklasse. Sie wird inzwischen von 18 Schülerinnen und Schülern, die aus fünf Ländern nach Deutschland geflohen sind, besucht. Die Jugendlichen erzählen zusammen mit Schülern der Regelklassen ihre Geschichte der Flucht, über die Begegnung mit Deutschland und dem Schulalltag dort in einer faszinierenden Tanzperformance.

Maike Mielewski und Marian Hentschel vom „Theater Tollhaus“ an der Studiobühne Siegburg sowie der Bonner Videokünstler Axel Largo haben mit den Kindern und Jugendlichen die einzelnen Geschichten schauspielerisch und tänzerisch entwickelt und einstudiert. Verbal und nonverbal erfährt das Publikum von der gefährlichen Flucht der kleinen Darsteller aus ihrer Heimat, den schrecklichen Erlebnissen während ihrer Odyssee und von ihrer Begegnung mit Deutschland. „Viele Kinder wollten nicht darüber reden, andere waren ganz heiß darauf, ihre Geschichte zu erzählen“, berichtet Maike Mielewski, die sich selbst tief beeindruckt davon zeigt, was die Kinder alles erleben mussten. „Sie haben Tote und Boote untergehen gesehen“, so Mielewski. Die Arbeit sei nicht einfach gewesen, einige Szenen konnte sie nicht wie geplant umsetzen. „Vor allem solche, wo es beim Tanz Körperkontakt zwischen Jungen und Mädchen gab. Selbst das Berühren Rücken an Rücken war den Mädchen zum Teil von den Eltern untersagt“, berichtet sie.

Und auch die Zuschauer erfuhren, dass das Projekt aufgrund der unterschiedlichen Auffassungen der verschiedenen Kulturen fast abgebrochen werden musste. In einer filmischen Dokumentation zur Einführung der Tanzperformance wird darauf hingewiesen. Auch die Sichtweise der deutschen Jugendlichen ist Thema. Am Ende steht die Einsicht, dass menschliche Gemeinsamkeiten kulturelle Unterschiede ausgleichen, und die Hoffnung, dass Integration und Vielfalt möglich sind. „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben erst lebenswert machen“, heißt es im Film. Und so sehen das auch Sara (11) aus Afghanistan und Kawthar (13) aus Syrien. „Uns hat es viel Spaß gemacht, wir haben viel gelacht und neue Freunde gefunden“, berichten sie.

Eine weitere Aufführung wird am Freitag, 17. Februar, ab 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums Alleestraße gezeigt.

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