Kapellen-Jubiläum in Bad Honnef Die Rhöndorfer feiern ihr Kirchlein

RHÖNDORF · Vor 300 Jahren wurde die Marienkapelle geweiht. Das Jubiläum wird im Juni mit einem großen Fest gefeiert.

 Fester Teil des Brauchtums: Die Rhöndorfer Schützen legen an der Kapelle stets einen Kranz nieder.

Fester Teil des Brauchtums: Die Rhöndorfer Schützen legen an der Kapelle stets einen Kranz nieder.

Foto: Frank Homann

Ein Chronist schrieb von einem „Tag heiliger Freude“. Am 8. Juni 1716 wurde die Rhöndorfer Kapelle durch Pfarrer Michael Broich unter dem Titel „Mariae Heimsuchung“ geweiht. 300 Jahre später begehen die Rhöndorfer ihr Kapellen-Jubiläum geradezu mit Festwochen. Dieses kleine Gotteshaus mit dem Drachenfels im Hintergrund ist ja nicht nur eine Bilderbuch-Postkarten-Idylle, sondern sie zeugt auch vom Gemeinsinn der Urahnen. Zwar wird oft von der „Alten Kapelle“ gesprochen. Aber es gab bereits eine Vorgängerkapelle an anderer Stelle, worauf ein Prozessionsverzeichnis und eine kleine Glocke mit der Jahreszahl 1624 hinweisen.

Als im Mai 1689 die französischen Soldaten Ludwig XIV. auch Rhöndorf brandschatzten, nachdem ein Verräter aus Mehlem ihnen einen geheimen Pfad zeigte, über den sie die Barrikade wackerer Bauern umgehen konnten, fiel neben allen Gebäuden außer dem Haus im Turm auch die Kapelle den Flammen zum Opfer. Nach diesem Schock sorgten die Rhöndorfer zunächst dafür, wieder ein Dach über dem Kopf zu haben.

Zu jener Zeit lebten um die 50 Familien im Dorf. Aber im Juli 1714 packte die Bevölkerung es an – sie legte den Grundstein für ihre neue Kapelle. Damals brachen die Männer und Jünglinge Steine und besorgten Bauholz für ihre neue Kapelle. Wer über Pferd, Ochs und Wagen verfügte, transportierte die Materialien. Der Chronist notierte: „Und stolz konnten sie auf ihre Kapelle sein, denn sie hatten ja Hand- und Spanndienste geleistet bei dem Bau. Die Kapelle war ihr Werk, für das sie trotz ihrer Armut das Letzte opferten.“

Das Grundstück für den Bruchsteinneubau war ein Geschenk des Propstes von Oberpleis, Graf Johann Bertram von Nesselrode, wie im Eingangsbereich zu lesen ist. Als weitere Wohltäter sind dort die Eheleute Jakob Neukirchen und Katharina Weinreichs durch Schriftzüge zu identifizieren. Die Initialen I.P. und G.R.K. lassen als Baumeister auf den Schöffen Jakob Proff und den Geschworenen Gottfried Rotkopf schließen, die nebenan das Gebäude „Zur alten Kapelle“ errichteten. Noch ein Initial: M.P. steht für Michael Pütz. Er schuf 1761 die Turmuhr. Und in das aus dem Dachreiter herausragende schmiedeeiserne Kreuz arbeitete er einen Brunnen ein, einen Pütz, und verewigte sich so symbolisch.

Der Altar der Kapelle ist ein Meisterwerk des Barock. Mit seinem reichhaltigen Aufbau, den Akanthusranken, dem Strahlenkranz und den Engeln bietet er der Madonnen-Figur als Juwel einen würdigen Rahmen. Über dem Altaraufsatz befindet sich das Wappen des Kurfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg und seiner zweiten Gemahlin, einer toskanischen Prinzessin. 1693 besuchte der Landesherr Honnef. Hat er für den Wiederaufbau der Kapelle gespendet?

Die Pfarrchronik nennt den Altar als Geschenk der fürstlichen Familie von der Leyen. Nach alter Überlieferung soll er samt Marienstatue aus der 1803 aufgehobenen Abtei Heisterbach stammen. In einem Gedicht zur Marienstatue steht: „…einst in stillen Klosterhallen, Zierde dort im Gotteshaus, Heisterbach“. Schmerzlich war der Verlust der acht Barock-Putten, die 1982 gestohlen und durch Holzschnitzer Siegfried Lehneis ersetzt wurden. Sollte „Kommissar Zufall“ sie zurückbringen, wäre das wohl ein Wunder.

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