Kommentar Zaudern und Zögern

Die Gemeinde Grafschaft steht bei der Umsetzung des Plans, in ihrem Innovationspark ein Factory Outlet Center (FOC) zu errichten, gehörig unter Zeitdruck. Denn auch woanders arbeitet man an solchen Plänen. Zum Beispiel in Remscheid. Nur ein FOC wird es jedoch im Umkreis von 150 Kilometern geben können.

Umso befremdlicher ist da die Mitteilung der benachbarten Kreisstadt, man werde "in den nächsten Monaten" das im Januar 2011 in Auftrag gegebene Gutachten, das die Auswirkungen eines künstlichen Shopping-Dorfes auf den Einzelhandel analysieren soll, beraten. Und irgendwann wird man dem Nachbarn Grafschaft dann mitteilen, wie man in Bad Neuenahr-Ahrweiler so über das Projekt denkt. Ob man es nach Vorlage des inzwischen vierten Gutachtens befürwortet - so wie fast 76 Prozent der vom GA befragten knapp 3800 Menschen in der Region - oder ablehnt.

Das Zaudern und Zögern ist nur schwer zu verstehen. Die Strahlkraft, die von jährlich erwarteten 2,5 Millionen FOC-Besuchern auf die Region ausgeht, dürfte Argument genug für ein klares positives Votum sein. Der grundsätzlich zu schützende Einzelhandel, der bereits in den 70er Jahren beim Bau von Fußgängerzonen den Weltuntergang kommen sah, sollte sich weniger Sorgen machen als es den Anschein hat: FOC-Besucher entsprechen kaum der Zielgruppe des Bad Neuenahrer Einzelhandels. Sie interessieren sich für völlig andere Segmente als sie in der Kreisstadt oder in den Nachbarstädten Rheinbach und Meckenheim vorzufinden sind.

Dass man mit der Auswertung und Beratung des neuen Gutachtens, von dem man weder mitteilt, was es gekostet hat, noch seit wann es in Wirklichkeit bereits vorliegt, so lax umgeht, ist schlechter Stil. Die Grafschaft muss wissen, wie es weitergeht. Und das bald. Die gesamte Region steht sonst ganz schnell mit leeren Händen da.

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