Mit der Glasnadel auf Jagd nach Chromosomen

Die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg bietet in Rheinbach den Studiengang "Biology" an

Bonn. Mit einem in Deutschland einmaligen Angebot versucht die Fachhochschule (FH) Bonn-Rhein-Sieg, eine Antwort auf die Personalengpässe bei Biotechnologie-Firmen in der Region zu geben. Seit diesem Wintersemester bietet die FH an ihrem Standort in Rheinbach das Fach "Biology" an. Nachdem der neue Studiengang jetzt mit 30 Studenten startet, will die FH ab 2001 pro Jahr 40 Erstsemester aufnehmen. Nach einer Regelstudienzeit von sechs Semester winkt der international anerkannte Abschluss Bachelor of Science.

Wer glaubt, hier gehe es um die klassische Zoologie und Botanik, ist allerdings auf dem Holzweg. Human-Biologie, Mikrobiologie und Biochemie lauten stattdessen die Schlagworte des neuen Studiengangs. Die Studenten lernen dabei unter anderem die Grundlagen der Genomforschung kennen. In Zusammenarbeit mit der Industrie erforscht die FH etwa die Molekularbiologie des Pferdes. Ziel ist eine genetische Marker-Karte - ein unabdingbares Werkzeug zur Isolation von Genen, die beispielsweise Erbkrankheiten auslösen können. Entsprechend ist die technische Ausstattung der Fachhochschule. "Wir haben die neuartigsten Geräte angeschafft", sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter Andreas Pansky bei einer Führung durch die Labore, während er gerade an einem Mikromanipulator vorbeigeht. Mit einer Glasnadel ausgestattet, lassen sich damit Chromosomen gezielt in mehrere Stücke aufteilen. In einem anderen Raum sind die Studenten hingegen mit den Gewebeproben eines Schweins beschäftigt. Mit einem so genannten Mikrotom schneiden sie das Gewebe in hauchdünne Scheiben - nur wenige Mikromillimeter dick. Unter dem Mikroskop untersuchen die Studenten anschließend die Struktur der rot eingefärbten Präparate.

Von Anfang an wird Wert auf eine internationale Ausrichtung gelegt. "In den ersten zwei Semestern werden alle Vorlesungen auf Englisch gehalten", sagt Maria-Paz Weißhaar, die den Studiengang konzipiert hat. Außerdem verbringen die Studenten das fünfte und ein Großteil des sechsten Semesters im Ausland. Die FH Bonn-Rhein-Sieg hat dazu Partnerschaften mit der Robert Gordon-Universität im schottischen Aberdeen und der Universität von Valencia in Spanien geschlossen.

Wenn alles glatt geht, haben die Studenten drei Jahre nach Studienbeginn den "Bachelor of Science" in der Tasche. Wer will, kann sich noch weiter qualifizieren. Nach weiteren vier Semestern, eines davon im Ausland, schließt sich die Prüfung zum "Master of Science" an. Die Studenten haben dann eine Ausbildung absolviert, die zumindest zum jetzigen Zeitpunkt einmalig in Deutschland ist. Denn die FH Bonn-Rhein-Sieg ist die einzige Fachhochschule, die das Fach Biologie anbietet.

"Damit ergeben sich ganz neue Arbeitsfelder für Fachhochschul-Absolventen", sagt Gründungsdekan Gerd Knupp. Für die künftigen "Bachelors" und "Masters" rechnet man in der FH mit guten Berufsaussichten. Gründungsrektor Wulf Fischer glaubt, "dass ein Bedarf an Biologen besteht und auch künftig bestehen wird." Im Rheinland haben sich mittlerweile rund 200 Unternehmen der Biotechnologie angesiedelt. Nach Informationen von Hans Rainer Friedrich, Ministerialdirektor im Bundesministerium für Bildung, sind dort allein im vergangenen Jahr zwölf neue Firmen gegründet worden.

Fragen zum Studiengang "Biology" beantwortet Maria-Paz Weißhaar unter
Tel.: 0 22 41/86 55 19. Infos gibt es auch im Internet unter www.fh-bonn-rhein-sieg.de.

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