Isotope verraten Herkunft und Ernährung von Rindern

Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich haben einen neuen Test entwickelt

Jülich. (ga) Woher stammt das Rindfleisch - vom Bio-Bauern oder aus einem englischen Mastbetrieb? Diese Frage stellen sich Verbraucher angesichts der BSE-Krise immer wieder. Wissenschaftler am Forschungszentrum Jülich können nach eigenen Angaben darauf eine Antwort geben. Sie haben eine Methode entwickelt, mit der sich die Herkunft von Rindern exakt bestimmen lässt. Mit Isotopen-Analysen wollen die Forscher möglichem Etikettenschwindel auf die Spur kommen.

Dabei nutzen die Jülicher Wissenschaftler aus, dass die Tiere für ihr Wachstum Stoffe aufnehmen, deren Zusammensetzung ganz charakteristisch für eine bestimmte Region ist. Die Forscher fahnden deshalb im Rindfleisch nach Elementen wie Sauerstoff und Wasserstoff, den Bausteinen des Wassers, oder nach dem für das Pflanzenwachstum wichtigen Stickstoff. Doch Wasserstoff ist nicht gleich Wasserstoff, ebensowenig wie Stickstoff und Sauerstoff. Die Isotope dieser Elemente unterscheiden sich in der Natur durch die Gewichte ihrer Atomkerne.

So gibt es Wasser mit unterschiedlichen Anteilen an leichten und schweren Sauerstoffatomen. "Leichtes Wasser" könne schneller verdunsten und wieder abregnen. Dabei folgt es der weltweiten Luftbewegung und verteilt sich über die Erde, teilt das Forschungszentrum mit. "Somit hat das Wasser an jedem Punkt der Erde ein eigenes charakteristisches Mischungsverhältnis aus leichten und schweren Anteilen." Diese Kenntnisse nutzen die Jülicher Wissenschaftler für ihre Herkunftsbestimmungen.

"Wir erhalten auf diese Weise eine Isotopenkarte, die es uns ermöglicht, das Rindfleisch mithilfe des Gewebewassers eindeutig einer bestimmten Region zuzuordnen", erklärt Hilmar Förstel, Leiter des Isotopenlabors.

Doch nicht nur die Herkunft von Rindern, sondern auch die Art der Fütterung lässt sich mit der Isotopen-Analyse klären. "Auf diese Weise können wir nachprüfen, ob ein Stück Fleisch wirklich von einem Bio-Rind stammt", sagt der Lebensmittelanalytiker Markus Boner vom Jülicher Isotopenlabor.

Ob die Masttiere mit Mais, gedüngten oder ungedüngten heimischen Grünpflanzen gefüttert wurden, stellen die Wissenschaftler anhand des Isotopenverhältnisses von Kohlenstoff oder Stickstoff fest.

Die Isotopenanalyse zur Herkunftsbestimmung habe gegenüber den derzeitigen BSE-Tests den Vorteil, dass sie schon bei Tieren, die jünger als 30 Monate sind, angewendet werden kann, so die Wissenschaftler. Bis der Test marktreif ist, werde es allerdings noch etwa ein halbes Jahr dauern.

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