Bei den Antrieben darf nichts kratzen

Der Erfinder Bernhard Schmidt aus Neunkrichen entwickelt präzise Modelle für Industrie und Forschung

Neunkirchen. Unablässig läuft die selbstgebaute Pumpe in der Erfinderwerkstatt von Bernhard Schmidt und fördert Wasser. Die Energie dafür liefert eine Solarzelle. Für die Feuerwehr wäre die Miniaturpumpe wohl nicht geeignet - die Förderrate ist zur Brandbekämpfung viel zu gering. Das filigrane, außerordentlich präzise gearbeitete Gerät soll vielmehr veranschaulichen, wie viel Leistung die mit ihr gekoppelte Solarzelle liefert. "Wenn ein bestimmter Wert erreicht ist, muss die Wasserfontäne immer gleich hoch sein", erläutert der gelernte Feinmechaniker und studierte Maschinenbauer.

Die Pumpe ist eines von vielen Objekten im kürzlich von der Shell Solar GmbH in Gelsenkirchen eröffneten Photovoltaik-Informationszentrum. Die Exponate - darunter viele von Bernhard Schmidt - sollen das Thema Solarstrom Laien möglichst eindrucksvoll vermitteln. Wer ist besser, Mensch oder Maschine? Mit einem Joystick steuern die Besucher eine Solaranlage und versuchen möglichst viel Energie aus den Solarzellen zu saugen. Dasselbe geschieht gleichzeitig durch ein automatisches Regelungssystem. Wer dabei die Nase vorn hat, zeigt die von Bernhard Schmidt konstruierten Wasserfontäne.

"Der Besucher darf ja nicht besser sein als der Automat, deshalb müssen die Pumpen wahnsinnig gleichmäßig arbeiten. Solche präzisen Geräte gab es aber auf dem Markt nicht", betont Schmidt. Deshalb machte er sich an die Arbeit, erdachte und baute - die Lagerung, den Antrieb, das Gehäuse. Selbst so etwas Abstraktes wie die Bewegung von Ladungsträgern in Solarzellen bildete der Erfinder in einem mechanischen Modell und mithilfe verschieden farbiger Flüssigkeiten anschaulich nach. Für den Laien wird nun damit sichtbar, wie Licht in elektrische Energie umgewandelt wird. Selbst Experimente lassen sich mit den interaktiven Exponaten durchführen. Schmidt hat diese "Solarfabrik zum Mitmachen" in seiner Werkstatt angefertigt. Konzipiert hat die Ausstellung das Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE).

Als Spezialist für Lichtwellenleitertechnik und Präzisionsmechanik, Entwickler und Erfinder löst Schmidt knifflige Präzisionsprobleme und baut Prototypen aus allen Bereichen der Mechanik und Elektromechanik. Dazu gehört ein neuartiger und kostensparender Antrieb für die Wechselverkehrsschilder, mit denen bei Stau auf Autobahnen der Verkehrsfluss umgelenkt wird. Die drehbaren Prismen der Schilder hat Schmidt so konstruiert, dass jedes Segment einzeln ausgewechselt werden kann, und nicht mehr - wie früher - das ganze Schild erneuert werden muss. "Es sind immer wieder Hundertstel oder Tausendstel Millimeter bei meiner Arbeit, auf die es ankommt", sagt Schmidt. Höchste Präzision und Werkstoffbeherrschung ist auch in einem ganz anderen Bereich von Schmidts vielfältiger Tätigkeit gefragt. Hier ist der Feinmechaniker in seinem ureigensten Element.

Für private Technikliebhaber wie auch für die Kraftfahrzeugindustrie entwickelt und fertigt Schmidt High-Tech-Miniaturen, die ihren großen Vorbildern in nichts nachstehen. In einer Kleinserie kam in diesem Jahr der Boxermotor des Motorrades BMW R 32 aus dem Jahre 1923 im Maßstab 1:14 heraus. Das Motorgehäuse ist aus Messing gefräst und mit einer matten Nickelschicht veredelt. Alle beweglichen Teile bestehen aus Neusilber. Ein Miniatur-Edelstahlkugellager sorgt für spielfreie Lagerung und leichten Gang des Kurbeltriebes. Schon bei geringem Lichteinfall liefern Solarzellen ausreichend Energie für den Betrieb der Miniatur.

Derzeitiges Prunkstück ist ein mit Solarzellen angetriebener 12 Zylinder V-Motor im Maßstab 1:8. "Ich lege Wert darauf, dass alles geräuscharm läuft und nichts kratzt. Stille ist mir wichtig - nur die Harmonie der langsamen Bewegungen soll zum Ausdruck kommen", betont Schmidt.

Informationen bei Bernhard Schmidt, Telefon (0 22 47) 33 43 und unter www.shell-solar-piz.de sowie www.ise.fhg.de

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