GA-Forum zu Aktien und Immobilien Experten zeigen Wege aus der Zinsfalle

BONN · Die Zinsen sind niedrig, die Inflation frisst das Ersparte langsam aber sicher auf. Welche Wege aus der Zinsfalle gibt es? Darüber informierten am Dienstagabend im voll besetzten Kammermusiksaal des Beethovenhauses in Bonn Christoph Siemons, im Vorstand der Sparkasse KölnBonn für das Privatkundengeschäft und die Vermögensanlage zuständig, Heinz Rother, Abteilungsleiter Wertpapiergeschäft der Sparkasse KölnBonn, Xaver Ditz, Steuerberater in der Bonner Kanzlei Flick, Gocke, Schaumburg, und Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Fragen und Antworten:

Wie lange bleiben die Zinsen noch so niedrig?
Die Notenbanken werden die kurzfristigen Zinsen noch mindestens bis Ende nächsten Jahres, wenn nicht noch länger, sehr niedrig halten. Die langfristigen Zinsen könnten in den kommenden Monaten leicht ansteigen.

Lohnt sich jetzt noch ein Einstieg bei Aktien?
Obwohl die Kurse teilweise deutlich gesteigen sind, befinden wir uns noch nicht in einer Blase. Die Unternehmen verdienen gutes Geld, zahlen gute Dividenden und dies rechtfertigt auch die Bewertung an der Börse. Grundsätzlich empfiehlt sich bei der Vermögensanlage eine Streuung von Risiken und Chancen, und dazu gehören auch Aktien.

Welche Aktien empfehlen Sie?
Unternehmen, die in ihrer Branche Nummer eins oder Nummer zwei sind, die gezeigt haben, dass sie besonders schnell aus der letzten Wirtschaftskrise gekommen sind und die eine stabile Dividende ausschütten.

Ich besitze Aktien, die in den vergangenen Monaten deutlich an Wert gewonnen haben. ist jetzt die richtige Zeit für einen Verkauf?
Einen äußeren Anlass, sich jetzt von Aktien zu trennen, gibt es nicht. Aktuelle Devise ist deshalb: Gewinn laufen lassen und gleichzeitig sichern, damit man bei Kursrückgängen auf einem hohen Niveau verkauft und von weiteren Kurssteigerungen dennoch profitieren kann. Also jetzt beispielsweise ein Verkaufslimit für bestimmte Teile des Aktienbestandes setzen.

Wie kann ich außer mit Aktien mein Geld vor einem Realwertverlust retten?
Seit Mitte 2011 liegen die Sparzinsen unter der Inflationsrate, das heißt, trotz Zinsen schwindet das Vermögen. Ausweg ist eine Investition in Sachwerte, zu denen neben Aktien auch Immobilien, Edelmetalle oder Rohstoffe zählen. Auch Fremdwährungsanleihen sind als Beimischung eine Option.

Lohnt sich der Kauf von Gold?
Wer Goldbarren kauft, bekommt keine Dividende. Man kann also allein auf eine Wertsteigerung des Edelmetalls hoffen. Tritt die tatsächlich ein, sind Veräußerungsgewinne nach Ablauf eines Jahres steuerfrei.

Was ist von Unternehmensanleihen zu halten?
Anleihen, insbesondere von Unternehmen aus dem Mittelstand, scheinen derzeit eine besondere Attraktivität auszustrahlen. Dies liegt aber allein an dem Niedrigzinsniveau. Alles, was einen Zins über drei Prozent abwirft, wird als attraktiv gewertet. Dies sollte aber nicht blind machen für das entsprechende Risiko. Dieses ist leider auch bei Anleihen einschlägig. Auch hier gilt es, genau hinzuschauen. Wenn ein Unternehmen acht oder neun Prozent bieten muss, damit Anleger überhaupt noch die Anleihe zeichnen, ist etwas faul, und Privatanleger sollten eigentlich die Finger davon lassen.

Welche Rolle sollte die Steuerbelastung bei der Anlageentscheidung spielen?
Die Steuerbelastung hat eine unmittelbare Auswirkung auf die Nettorendite einer Geldanlage (z.B. in Aktien, Anleihen oder einen Sparbrief). Allerdings sollte die Steuerbelastung keinesfalls im Vordergrund der Anlageentscheidung stehen. Wichtiger sind vielmehr die wirtschaftliche Rentabilität der Geldanlage, die eigene Lebensplanung sowie die Übereinstimmung der Geldanlage mit der eigenen Risikobereitschaft.

Was unternimmt der Gesetzgeber, um bei der derzeitigen Zinsflaute die Geldanlage attraktiver zu machen?
Überhaupt nichts.

Ist die Anlage in Immobilien steuerlich interessant?
Das kann pauschal nicht beantwortet werden, sondern hängt vom einzelnen Investitionsobjekt ab. Der Unterschied zur Besteuerung von Zins- und Wertpapiererträgen besteht darin, dass die Besteuerung nicht pauschal erfolgt, sondern nur die Nettoeinkünfte (verstanden als Mietertrag abzüglich Aufwendungen) einer Besteuerung mit dem individuellen Einkommensteuersatz unterliegen. Dies kann steuerlich dann interessant sein, wenn zum Beispiel Renovierungsaufwendungen oder erhöhte Abschreibungen zu steuerlichen Verlusten führen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort