Fernbusse ADAC Postbusse rollen Markt auf

BONN · Beinfreiheit von 80 Zentimetern, Dreipunktgurte, Plätze für Rollstuhlfahrer und kostenlose Internetzugänge über WLAN an jedem Sitzplatz: Nach mehrwöchigem Pilotbetrieb soll ab 1. November der ADAC Postbus auf zunächst fünf Strecken und zwischen 24 Städten quer durch Deutschland fahren.

 Am Posttower startet der Bus täglich Richtung München

Am Posttower startet der Bus täglich Richtung München

Foto: AFP

Von Bonn aus geht es zunächst Richtung Berlin und München mit Halt in mehreren Städten, die auf der Strecke liegen. "Unser Angebot soll nicht zwingend das billigste, sondern das beste sein", sagte gestern der Präsident des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC), Peter Meyer. Zwischen elf und 68 Euro kosten die Tickets. ADAC und Deutsche Post, denen jeweils 50 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen gehören, starten mit einem hoch gesteckten Ziel in den hart umkämpften Markt der Fernbusverbindungen: Ein Drittel des Marktes will man erobern, so Post-Vorstand Jürgen Gerdes.

Der Markt wächst ungebremst. Alleine zwischen August und Oktober sind elf zusätzliche Linien hinzugekommen, ein Plus von sieben Prozent auf 170 Linien, hat eine Marktstudie des Berliner Iges-Instituts ergeben. Das Forschungsinstitut analysiert den Fernbusmarkt seit seiner Liberalisierung zum Jahresbeginn. Im ersten Halbjahr habe es bereits 1,3 Millionen Fahrgäste gegeben, ein Plus von 12,5 Prozent gegenüber der Vorjahreszeit. "Die Wachstumszahlen auf dem Busmarkt belegen, wie groß der Bedarf an regelmäßigen und bezahlbaren Mobilitätsalternativen zu Privatauto, Flugzeug und Fernzug ist", sagt Studienautor Christoph Gipp. Besonders wichtig sind dabei vor allem die Anbindungen von Mittel- und Großstädten, denen bisher attraktive Bahnangebote fehlten. Die Zunahme der Verbindungen verschärfe den Wettbewerb. So gebe es etwa auf der Linie Berlin-Dresden bereits fünf parallel anbietende Unternehmen.

Gemessen an angebotenen Fahrplankilometern bleibe Meinfernbus mit rund 43 Prozent vor den Bussen der Deutschen Bahn mit etwa 25 Prozent Marktführer. "Auch der Eintritt von starken Wettbewerbern wie der Marke ADAC Postbus wird den Markt weiter beleben", sagt Gipp.

Entscheidend für Wachstum und Akzeptanz der Fernbusse bleibe, wie attraktiv das Reisen im Bus und die Busbahnhöfe künftig gestaltet werden. "Nach wie vor ist in vielen Städten die Situation noch nicht zufriedenstellend etwa mit Blick auf den Wetterschutz oder Informationen zu Abfahrtzeiten oder zum Betriebszustand wie Verspätungen", sagt Gipp.

Während in der Branche über Fernbusfahrer aus Osteuropa geklagt wird, die zu Niedrigstlöhnen fahren, haben sich ADAC und Post von den zehn Subunternehmern, die die Strecken bedienen, die Kalkulationen vorlegen lassen: "Die Busfahrer bekommen mindestens den Tariflohn plus Zulagen", sagte Joachim Wessels, Geschäftsführer der Deutsche Post Mobility GmbH.

Post und ADAC für Busbahnhof Bonn-Ramersdorf

Der ADAC Postbus fährt in Bonn derzeit Haltestellen an der zentral gelegenen Rabinstraße und am Posttower an. "Der Standort Rabinstraße ist nicht optimal", sagt Joachim Wessels, Geschäftsführer der Deutsche Post Mobility GmbH. Er plädiert dafür, dass der Bonner Busbahnhof langfristig am U-Bahnhof Bonn-Ramersdorf angesiedelt wird, weil es eine gute Verkehrsanbindung gebe. Sein Unternehmen könne sich gut vorstellen, dann auch am Ausbau mitzuwirken. Auch die Bonner Stadtverwaltung hat sich für diesen Platz ausgesprochen, was bei anderen Fernbus-Unternehmen wie Univers auf deutliche Kritik stieß, weil Ramersdorf zu weit vom Zentrum entfernt liege.

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