Bonner und Kölner Geldinstitute verzeichnen erhöhten Beratungsbedarf

Die Finanzkrise in den USA verunsichert viele Kunden

Bonner und Kölner Geldinstitute verzeichnen erhöhten Beratungsbedarf
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Bonn. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten hinterlassen auch bei den Geldinstituten der Region ihre Spuren. Bislang allerdings vorwiegend in Anrufen und Besuchen besorgter Kunden.

"Es ist große Verunsicherung zu spüren", berichtet Christoph Hellmann, Pressesprecher der Kreissparkasse Köln. Allerdings zeichne sich ab, dass die Kreissparkasse unter dem Strich sogar von der Finanzkrise profitiere, indem sie zusätzliche Kundeneinlagen erhalte, die von anderen Geldinstituten abgezogen würden.

Auch Kunden der Volksbank Bonn/Rhein-Sieg wenden sich derzeit verstärkt an ihre Berater. "Ganz vereinzelt" hätten auch Kunden ihre Einlagen abgezogen, berichtet Wilhelm Wester, Presssprecher der Volksbank Bonn Rhein-Sieg. Doch das bewege sich im Promillebereich.

In den allermeisten Fällen gelinge es, durch Beratungsgespräche diesen meist älteren Kunden die Sorgen um die Sicherheit ihrer Einlagen zu nehmen. Es seien mehr neue Kunden zur Volksbank gekommen, meist von Direkt- oder Großbanken.

Gefragt seien derzeit vor allem sichere Anlagen, bei denen man sich nur kurzfristig binde, erläutert Wester. Das reiche von Festgeldanlagen bis zu Bundeswertpapieren. "Experimente macht im Moment niemand." Aktien würden so gut wie gar nicht mehr gekauft - und wenn, dann wirklich nur von Anlegern, die sich schon lange mit dem Geschehen an der Börse beschäftigten.

Norbert Minwegen, Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Sparkasse KölnBonn, hat festgestellt, dass sich Kunden derzeit verstärkt nach dem Einlagensicherungsfonds erkundigen, durch den Kundengelder vor Insolvenz geschützt sind. Allerdings hielten sich die Nachfragen besorgter Kunden insgesamt sehr im Rahmen. Die Sparkasse habe sehr früh bereits ihre Kundenberater zu diesem Thema auf den neuesten Stand gebracht. Es sei besonders wichtig, den Kunden Ruhe zu vermitteln.

Da zu der Finanzkrise auch noch die Veränderungen der Abgeltungssteuer zum 1. Januar 2009 kämen, könne er den Kunden nur empfehlen, bis zum Jahresende ein Beratungsgespräch zu vereinbaren. "Kunden haben ein gutes Gespür", hat Hans-Willi Wiedenau, Vertriebsvorstand bei der Raiffeisenbank Rheinbach-Voreifel festgestellt. Denn viele der Kunden hätten bereits in den vergangenen Monaten angefangen, verstärkt auf festverzinsliche Anlagen zu setzen. "Aktien kaufen derzeit nur Kunden, die das schon seit vielen Jahren tun."

Zu der Unruhe an den Finanzmärkten käme natürlich der Effekt hinzu, dass festverzinsliche Produkte jetzt besser verzinst würden als in den Vorjahren. Auch bei der Raiffeisenbank sei ein verstärkter Beratungsbedarf zu verzeichnen. Aber es sei relativ leicht zu erklären, dass bei dem regionalen Geschäftsmodell der Raiffeisenbank, bei dem die Kundeneinlagen aus der Regions stammten und sich die Bank so refinanziere, das Risiko begrenzt sei, so Wiedenau.

Bei der Postbank ist derzeit nur wenig von den Turbulenzen zu spüren, sagt Pressesprecher Hartmut Schlegel: "Die Kunden reagieren gelassen." In den Call-Centern sei nur eine leichte Steigerung der Anruferzahl zu verzeichnen. Schwankungen bei der Nachfrage nach Produkten bewegten sich im Rahmen des Normalen: "Es ist noch zu früh, mögliche Veränderungen im Anlageverhalten der Kunden zu bewerten", sagt Schlegel.

Gesicherte Einlagen

Die Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken springen bei der Insolvenz eines ihrer Mitglieder ein, so dass die Einlagen vollständig sicher sein sollen. Im Krisenfall sollen nicht nur die Einlagen, sondern auch die Institute selbst geschützt sein.

Damit sind auch die Inhaberschuldverschreibungen in unbegrenzter Höhe geschützt. Der Einlagensicherungsfonds der Privatbanken sichert die Einlagen pro Kunde bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals ab. Gesichert sind Termin-, Sicht -und Spareinlagen, aber keine Inhaberschuldverschreibungen.

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