Telekom baut Geschäftskundensparte um

Mittelständische Firmen sollen künftig nicht mehr von T-Systems betreut werden

Telekom baut Geschäftskundensparte um
Foto: Volker Lannert

Bonn. Die Deutsche Telekom krempelt die Betreuung ihrer 160 000 mittelständischen Kunden um.

Der Vorstand plant, diese Firmen, die bislang der Geschäftskundensparte T-Systems zugeordnet sind, künftig dem Vorstandsbereich Vertrieb und Dienstleistungen, dem Timotheus Höttges vorsteht, zuzuordnen. Bislang gibt es für diese Pläne aber weder Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern noch einen Aufsichtsratsbeschluss.

Im Aufsichtsrat soll das Thema im November behandelt werden. Mit dem Mittelstand, der bei T-Systems bislang der Business Service GmbH zugeordnet ist, setzt die Telekom derzeit rund vier Milliarden Euro um. Es sollen von den Plänen 8 000 Beschäftigte betroffen sein.

Während die Telekom mit ihren Um- und Abbaubauplänen bei den Call-Centern und den Netzmanagement-Zentren auf heftigen Widerstand bei den Gewerkschaften trifft (der GA berichtete), zeigt sich Ver.di für die neuesten Pläne offen. "Wenn ein solcher Umbau passiert, ohne dass die Beschäftigten das Nachsehen haben, können wir den Plänen zustimmen", sagte gestern Lothar Schröder, Bundesvorstandsmitglied von Ver.di und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Sollte es allerdings um eine Verschlechterung der Konditionen oder eine Streichung von Stellen gehen, sei mit Widerstand der Arbeitnehmervertreter zu rechnen. Die bisherige Organisationsstruktur kritisiere Ver.di seit längerem.

"Hintergrund der Pläne ist die Frage, wie wir unsere mittelständischen Kunden am besten ansprechen", erläuterte gestern ein Sprecher von T-Systems. Viele kleinere Kunden würden Standardprodukte der Telekom nachfragen. Es sei effizienter, diese durch Call-Center betreuen zu lassen statt durch Vertriebsmitarbeiter von T-Systems, die viele Kunden persönlich aufsuchen würden.

Nach Angaben des Sprechers ist die Mehrheit der betroffenen Mitarbeiter der Business Service GmbH über Deutschland verteilt. Einige von ihnen, deren Zahl die Telekom gestern nicht beziffern konnte, arbeiten in der T-Systems-Niederlassung Am Propsthof.

Sollten die Vorstandspläne abgesegnet werden, geht die Neuausrichtung von T-Systems in Richtung Großkunden weiter, zu denen die Deutsche Post und Daimler gehören. Im März hatte T-Systems einen Auftrag von Shell zur Betreuung seiner Rechenzentren über eine Milliarde Euro erhalten. T-Systems-Vorstand Reinhard Clemens hat weitere Großaufträge in Aussicht gestellt.

T-Systems

T-Systems ist die Geschäftskundenmarke der Deutschen Telekom. 56 500 Mitarbeiter bieten den Firmenkunden Produkte aus Informationstechnik und Telekommunikation an. Der weltweite Wettbewerb auf diesem Markt ist hart, so dass bei der Telekom zwischenzeitlich der Verkauf der Sparte erwogen wurde, da Umsatz und Gewinn sinken.

Dann hat das Unternehmen aber eine Kooperation mit dem US-Anbieter Cognizant vereinbart, um wettbewerbsfähigere Preise anbieten zu können. In diese Kooperation sind 15 000 T-Systems Mitarbeiter eingebunden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Qualität geht vor"

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